Von der digitalen Freiheit
Von
CARSTEN KNOP
07.06.2013
Spioniert die amerikanische
Regierung flächendeckend Nutzer von Google, Apple, Facebook
und Co. aus? Die Dementis der Unternehmen sind unwichtig, vielleicht sind sie sogar durch
die Gesetzeslage erzwungen.
Was zählt, ist die offizielle Bestätigung der Behörden.
Der amerikanische
Militärnachrichtendienst NSA
hat Zugriff auf massenweise
E-Mails, Fotos, Videos und sonstige
gespeicherte Daten - vielleicht gar nicht einmal durch eine
„Hintertür“ in den Netzwerkrechnern
(Servern) der betroffenen Unternehmen, sehr wohl aber
auf einer gesetzlichen Grundlage. Deshalb können die Unternehmen an den Dingen gar nichts ändern; sie müssen sich
dem Staat als Datenlieferant zur Verfügung stellen.
Und
das gilt, um nicht allein
die Vereinigten Staaten an den Pranger zu stellen, gewiss
noch in vielen anderen Staaten, von denen die meisten keine so gut funktionierende demokratische Grundordnung haben. Doch gerade
die Vorgehensweise eines Staates mit freien
Wahlen und funktionierender
Gewaltenteilung ist so ernüchternd.
Und
trotz der offiziellen Bestätigung aus Amerika bleibt
im Zusammenhang mit dieser Schnüffelattacke
viel im Unklaren:
Warum werden Unternehmen wie Microsoft,
Google, Yahoo, Facebook, AOL und Apple erwähnt, Amazon und der Kurznachrichtendienst Twitter aber
nicht?
Amazon
ist immerhin einer der größten
Anbieter von Dienstleistungen
zur Speicherung von Daten in der digitalen
Rechnerwolke „Cloud“ überhaupt.
Und kurze Nachrichten in Echtzeit tauscht die Welt doch vor allem
über Twitter aus. Hier ist eindeutig
nur ein Ausschnitt
der Wahrheit veröffentlicht worden. Und wie soll eine
so großangelegte Überwachung
allein mit den 20 Millionen Dollar im Jahr möglich werden,
die in den Dokumenten erwähnt
werden?
Der einzelne Internetnutzer steht dieser Entwicklung hilflos gegenüber. Deshalb sind die Unternehmen gefragt, die mit den Verlockungen des
Internets ihre Geschäfte machen. Der Datenschutz
muss dringend schon in die Geräte und Programme eingebaut werden: Die Hersteller von Smartphones zum Beispiel müssen
dafür sorgen, dass die Betriebssysteme persönliche Daten einkapseln, damit sie nicht durch
beliebige Apps ausgelesen werden können. Datenschutz muss zu einem Verkaufsargument werden.
Hier müssen auch demokratische Staaten eine Aufgabe
finden, die es künftig viel ernster
zu nehmen gilt als bisher: Neben
der Schnüffelei zum Schutz vor
Terror müssen sie die digitale Freiheit ihrer Bürger schützen,
um selbst frei zu bleiben.