Keine Fortschritte in Afghanistan
Von Friedrich Korkisch
Die USA wollen
das Land früher verlassen als
geplant. Weder Milliarden noch 300 NGOs haben an den Zuständen
viel verändert.
Frank Gaffney, bekannter Kommentator in
Washington, meinte, der Irak- und Afghanistan-Krieg wären zwar "The Right
Wars" gewesen, aber
nun stehe man vor einem "Wrong Outcome". Die USA und die Nato wollen
den Kampfeinsatz nun deutlich
früher beenden, nämlich schon 2013 statt 2014. In Washington stellt
man sich die Frage, ob das Ziel "Regime
Change" verfehlt wurde.
Kommen in Afghanistan die Taliban zurück?
Selbst die Optimisten sehen böse Zeiten
kommen.
Friedrich Korkisch leitet das Instituts für
Außen- und Sicherheitspolitik
in Wien.
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USA ziehen
früher aus Afghanistan ab
In beiden
Staaten ist
die Absicht, aus inhomogenen islamischen Staaten von außen her demokratische Regierungsformen zu implementieren, mit Sicherheit gescheitert, beide sind umringt von subversiv in Erscheinung tretenden Nachbarstaaten, beide haben eine
Tradition von Gewaltherrschaft.
In beiden
Staaten hat das US-Militär eine beinahe
ideale Situation herbeigeführt.
Im Irak löste
der von George W. Bush eingesetzte
Statthalter Paul Bremer die noch
funktionierenden Institutionen
auf, weil man dem Muster der Entnazifizierung nach 1945 folgend eine "Entbaathifizierung"
einleitete, aber die Betroffenen gingen einfach nach Hause,
nahmen die herumliegenden Kalaschnikows und bekämpften die
von den USA eingesetzte Verwaltung
und die US-Truppen.
In Afghanistan erlaubte man, durch Ignoranz und Duldung der Korruption, an deren Spitze Präsident
Hamid Karzai steht, die Rückkehr
der Taliban - diese sind, unter anderem,
gegen die Gleichberechtigung
und Bildung von Mädchen und
Frauen und finden breite Zustimmung bei der männlichen Bevölkerung.
So einfach
ist manchmal
Politik, auch wenn das in manche
Köpfe im State Department
und westlicher Reformer nicht
hineingeht. Demokratie und Menschenrechte werden in einer Gesellschaft, die 3000 Jahre lang
ohne diese Attribute auskam, scheitern. Umerziehung benötigt parallele Werte, nicht aber eine
Weltsicht, in der jeder Nicht-Moslem als "Feind
des wahren Gottes" gesehen wird. Die afghanische Armee sei "einfach unfähig", merkte General
John Allen Ende Dezember kritisch an.
Im Irak arbeitet
der Iran auf eine Abspaltung des Südens hin, in Afghanistan ist Pakistan
die treibende Kraft, um das
Land zu destabilisieren, weil es als
Frontstaat Indiens betrachtet wird. China und Russland fördern die Destabilisierungen, weil
sie demokratische Verhältnisse und die Präsenz der USA als Bedrohung
betrachten.
In
Washington berichten bei Kongress-Hearings Ex-Botschafter,
Experten und Militärs von gescheiterten Demokratisierungsversuchen. Und dass man nun mit den Taliban verhandelt, die Afghanistans Präsident Karzai kurioserweise als "unsere verirrten Brüder" bezeichnet, obwohl sie täglich
30 bis 50 Anschläge ausführen und Gefangenen den Hals durchschneiden, ist eine Kapitulation.
Scharfe Kritik wird
auch an den rund 300 NGOs geübt, die in Afghanistan
(wie zuvor im Irak) nichts
erreicht, aber Unmengen von Geld verschwendet hätten. Die Kapitalzuwendungen
und Wirtschaftshilfe in Afghanistan werden mit 10 Milliarden
Dollar pro Jahr beziffert,
die Hälfte zweigten Politiker privat ab.