diese Vollmacht
sollte Obama nicht nutzen
Der grosse Lauschangriff der NSA auf Millionen Amerikaner für sich genommen ist
kein Skandal. Die Regierung Präsident Obamas handelte nach den Buchstaben des Gesetzes.
VON
THOMAS J. SPANG
Für Aufregung sorgt wohlgemerkt ein an die Öffentlichkeit gelangter geheimer Gerichtsbeschluss. Die Enthüllung
des «Guardian» schockiert, weil
ausgerechnet ein Präsident von den einschlägigen Bestimmungen Gebrauch macht, der als
Kandidat für das Weisse Haus den «Patriot Act» und
den «Foreign Intelligence Surveillence Act» wiederholt und lautstark kritisiert hatte. Mit der offenkundigen
Kehrtwende enttäuscht Obama
seine treuesten Anhänger ein weiteres Mal. Der andere «Aufreger»
rührt daher, dass die Amerikaner deutlich vor Augen
geführt bekommen, was die Sicherheits- und Anti-Terrorgesetze
alles möglich machen. Schnüffeleien gegen unbescholtene Bürger sind in den USA legal, solange sie ein
eigens eingerichtetes Geheimgericht erlaubt. Es scheint nur plausibel,
davon auszugehen, dass der NSA
schon seit Langem Gesprächsdaten sammelt.
Benötigt wird nun kein Untersuchungsausschuss für einen Skandal,
der keiner ist. Dringend notwendig
scheint dagegen die Änderung skandalöser Gesetze, die Freiheitsrechte nur allzu unbesorgt
auf den Richtblock der Geheimdienste legen. Eine Blankovollmacht zum Lauschangriff auf Millionen unbescholtener Bürger geht weit
über das hinaus, was zur gezielten Überwachung
verdächtiger Kommunikation nötig ist. Wenn
Präsident Obama im Kongress keine Verbündeten findet, die Gesetze nachzubessern, sollte er in seiner Amtszeit mindestens keinen Gebrauch davon machen. Das ist er sich
und seinen Wählern schuldig.
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