Opposition
fordert umfassende Einsicht in NSA-Akten
Robert
Roßmann
Grüne und Linke im Untersuchungsausschuss drohen der Regierung
mit Klage in Karlsruhe, sollte sie den Zugang zu Akten
des NSA-Untersuchungsausschusses verwehren.
Auch die Infomationen zum No-Spy-Abkommen sollen offen gelegt
werden.
Die
Opposition droht der Bundesregierung wegen mangelnder Aufklärungsbereitschaft
in der NSA-Affäre mit Klagen. Die Obleute der Grünen
und der Linken im NSA-Untersuchungsausschuss,
Konstantin von Notz und Martina Renner, sagten, falls die Regierung die Einsicht in Akten verweigere, werde man sich mit juristischen
Mitteln bis hin zu Klagen
beim Bundesgerichtshof oder beim Bundesverfassungsgericht
in Karlsruhe dagegen wehren.
Der Spiegel hatte
berichtet, die Regierung wolle dem Ausschuss
lediglich eingeschränkte Einblicke in ihre Akten gewähren. Ihm sollten beispielsweise
Informationen über die Verhandlungen zum No-Spy-Abkommen mit den USA vorenthalten bleiben. Diese seien tabu,
weil es sich
um ein „laufendes Verfahren“ handele, sagte ein hochrangiger
Regierungsbeamter. Außerdem
gehe es dabei
um den „Kernbereich der exekutiven Eigenverantwortung“, der verfassungsrechtlich geschützt sei. Fraglich sei zudem,
ob der Ausschuss Unterlagen über Kooperationen zwischen deutschen, amerikanischen und britischen Geheimdiensten vorgelegt bekommen werde. Dafür müsse
das Einverständnis der ausländischen Partner eingeholt werden.
Die
Fraktionschefin der Grünen, Katrin Göring-Eckardt, sagte der Süddeutschen Zeitung, der Untersuchungsausschuss
dürfe sich „nicht zum Feigenblatt
einer Regierung machen, die Aufklärungswillen lediglich vortäuschen will“. Die Grünen würden „jede Einschränkung bei der Aufklärung
des Spionage-Skandals, sei es bei der
umfassenden Akteneinsicht oder bei der
Zeugenvernehmung von Edward Snowden, mit aller Deutlichkeit
zurückweisen“. Auch die Koalitionsabgeordneten im Ausschuss sollten sich „zu schade
dafür sein, sich mit Informationskrümeln
abspeisen zu lassen“.
Der Vorsitzende
des Ausschusses, Patrick Sensburg,
relativierte diese Vorwürfe der Opposition jedoch. Der CDU-Politiker
sagte, die Bundesregierung habe dem Ausschuss
zugesichert, seine Arbeit „umfangreich zu unterstützen“. Er gehe daher davon
aus, dass die Regierung „Beweisanträgen in aller Regel nachkommen
wird“. Wenn sie sich im
Einzelfall daran gehindert sehe, müsste sie genau
darlegen, welche schwerwiegenden Gründe dagegen stünden, sagte Sensburg. In diesem Stadium sei der Untersuchungsausschuss aber noch gar nicht.
Ein Großteil der Beweisanträge werde voraussichtlich erst in der kommenden
Sitzung eingebracht werden. Die Bundesregierung wollte am Sonntag nicht offiziell zu den Vorwürfen Stellung nehmen. In Regierungskreisen hieß es aber,
man werde die Abgeordneten
„nach Kräften unterstützen“. Derzeit werde „geprüft , welche Unterlagen man dem Untersuchungsausschuss zur Verfügung stellen
kann“.
Die
Regierung hatte bereits mit einem
Gutachten für den Ausschuss erheblichen Unmut verursacht. Darin lehnt sie eine
Vernehmung Snowdens in
Deutschland wegen der „erheblichen negativen Auswirkungen auf die deutsch-amerikanischen
Beziehungen“ ab. Ausschuss-Chef
Sensburg sprach sich deshalb für
eine Vernehmung per Videokonferenz aus. Snowden lebt derzeit in Moskau.