Wenn Amateure Polizisten spielen
George
Zimmerman ist ein freier Mann; das bedeutet nicht, dass er
ohne Schuld ist. Sein Fall zeigt die Gefahr der Selbstjustiz-Kultur: Amateure ziehen mit wüsten Verdächtigungen
durch Wohngegenden - und sorgen so für das Gegenteil von Sicherheit.
von
Nicolas Richter
15.
Juli 2013
Die
Jury hat George Zimmerman freigesprochen; das bedeutet nicht, dass er ohne
Schuld ist. Er hat nachts einen
Fremden verfolgt, bloß weil der
schwarz war und einen Kapuzenpulli trug.
Statt auf die Polizei
zu hören und Abstand zu halten,
nahm Zimmerman die Dinge selbst in die Hand. Als es zur Schlägerei
kam, verlor der Kontrollsüchtige die Kontrolle - über seinen Gegner, aber womöglich auch über sich
selbst, und schoss den anderen tot.
Amerika hat in diesem
Fall so viel über den Einfluss der Hautfarbe
gestritten, dass ein anderes Leitmotiv meist unbeachtet blieb: Gefahren und Exzesse der Selbstjustiz.
Viele Amerikaner fühlen sich nur
sicher, wenn sie eine geladene
Waffe tragen dürfen.
Der Fall Zimmerman zeigt,
wozu das führen kann: Amateure ziehen mit wüsten
Verdächtigungen durch Wohngegenden, überschätzen sich und verbreiten am Ende jene Unsicherheit,
die sie eigentlich eindämmen wollten.
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Der Freispruch entspricht dem Prozessverlauf: Es ist eben nicht auszuschließen,
dass der Freizeit-Sheriff Zimmerman am Ende
in Notwehr handelte. Es ist ein nachvollziehbares,
rechtsstaatliches Ergebnis,
auch wenn er für die Anhänger
des toten Trayvon Martin schmerzhaft ist.
Es
ehrt sie, dass sie in der
Nacht nach dem Urteil ganz
überwiegend friedlich geblieben sind; sie beherzigen damit die zentrale Lehre aus diesem
Fall: Aus mehr Selbstjustiz
folgt nur noch mehr Chaos.