G-8-Gipfel und
die Syrien-Frage Russland spielt Weltmacht
von
Stefan Kornelius
17.
Juni 2013
Russland ist am Ziel angekommen: Präsident Putin hat sein Land zum entscheidenden Faktor im syrischen
Bürgerkrieg gemacht. So
stark war das Land vielleicht seit
Ende des Kalten Krieges nicht mehr.
Der G-8-Gipfel wird zum Austragungsort für ein Duell
mit den USA.
Bisher sind alle Versuche gescheitert,
die Kriegsparteien in Syrien
an die Kette zu legen. Die Regeln der Staatengemeinschaft, durchgesetzt von den Vereinten Nationen - sie wirken nicht. Der
wichtigste Grund für die Zahnlosigkeit des internationalen Rechts und der Politik heißt
Russland. Russland verhindert selbst ein windelweiches Votum des Sicherheitsrats, weil es einen
Eingriff in seine Einflusssphäre
nicht zulassen will. Das nennt man Obstruktion, und im Fall Russlands wirkt sie als
Hebel für Großmachtpolitik.
Wenn man so will, ist
Russland jetzt am Ziel angekommen: Präsident Wladimir Putin hat sein Land zum bedeutenden
Faktor im derzeit blutigsten Krieg der Welt gemacht, bei dem in einer
Weise Grenzen verschoben werden, deren Ausmaß
noch nicht abzusehen ist. Russland spielt Weltmacht. So stark war das Land vielleicht
seit Ende des Kalten Krieges nicht mehr. Und sicherlich war es im Nahen Osten
noch nie so einflussreich. Beim G-8-Gipfel strotzt Putin vor Kraft.
Hingegen haben die USA
ein wachsendes Problem. Präsident Barack Obama hat mit der Abzugsentscheidung für den Irak und der Kairoer Islam-Rede den defensiven Anspruch seiner Regierung definiert. Dem arabischen Frühling haben die USA weitgehend zugeschaut. In Libyen wurden sie
von Frankreich und Großbritannien
in einen ungeliebten Waffengang gezogen. Und in Syrien sind alle
Versuche gescheitert, den Konflikt von außen mit politischem Druck oder den Mitteln des Völkerrechts zu beeinflussen.
Jetzt aber hat der Kriegsverlauf in Syrien neue Verhältnisse
geschaffen. Präsident Baschar al-Assad, den schon viele politisch totgesagt hatten, ist mithilfe der
Hisbollah auferstanden. Die
Vertreibung der Religionsgruppen in Syrien folgt einem klaren
Muster. Der Zerfall des Landes ist nicht
aufzuhalten. Geschützt von Russland und der Hisbollah, wird Assad am Ende einen Staats-Torso
regieren, von dem Unfrieden und Gewalt ausgeht: gegen Libanon und gegen Israel.
Die
USA können dieser Verschieberei nicht tatenlos zusehen, wenn sie ihren
Anspruch als Ordnungsmacht aufrecht erhalten wollen. Ihre Schwäche würde
ausgenutzt. Diese Schwäche wird studiert
vom iranischen Regime, das atomhungrig seinen Einfluss in der Region verteidigt und um seine eigene Existenz bangt. Fällt Damaskus, dann fällt als
nächstes Teheran. Die Ansteckungstheorie
ist dem iranischen
Regime geläufig.