Rücksichtsloses Google
25.02.2010
Ein Kommentar von Thorsten Riedl
Neue Google-Dienste wie Street View und Buzz senden ein alarmierendes Signal: Der Suchkonzern nimmt die Nutzer und ihren Wunsch nach
Privatsphäre nicht ernst.
"Don't be evil" - sei nicht böse.
Das Motto der Internetsuchmaschine
Google klingt so harmlos.
Und doch alarmiert das Vorgehen des US-Konzerns, alle Informationen dieser Welt ins Netz zu stellen, zunehmend
Politiker und Verbraucherschützer,
vor allem in Europa.
Ob Google Streetview,
wo jeder einen Blick in Nachbars Garten werfen kann, die
Buchsuche von Google oder
die zunehmende Marktmacht:
Die Sorgen sind berechtigt. Kein Unternehmen sollte allein über alle
Informationen verfügen.
Microsoft-Chef Steve Ballmer
hat einmal eine schöne Analogie gezogen: Als "Baby" in
den 80er Jahren war der Softwarekonzern bei allen beliebt, in den 90ern gefürchtet wegen des rüpelhaften Teenager-Verhaltens
und nun reift das Unternehmen,
das oft in der Kritik wegen seiner Marktmacht stand, zum Erwachsenen.
Ein solcher Weg
steht Google noch bevor: Anfangs von allen gemocht, macht sich der
Konzern in der zweiten Dekade seines Bestehens zunehmend unbeliebt. Der Konzern darf aber
nicht auf Kosten der Verbraucher reifen.
Philosophie
des Machbaren
Mit dem Google-Dienst Buzz hat das Unternehmen gezeigt, dass technisch
Machbares im Vordergrund steht, nicht die Privatsphäre der Kunden. Bei
Street View ist es nicht anders.
Sicher haben viele
kein Problem damit, wenn ihr Haus
über das Internet von außen
betrachtet werden kann - viele stört
das aber doch. Google misst solchen Bedenken
zu wenig Aufmerksamkeit bei. Wer gegen Streetview
ist,
gilt in den Augen des Konzerns
als Ewiggestriger.
Viele Informationen sind aber zu
bedeutsam, um sie einem einzigen Unternehmen zu überlassen. Die Rivalen schwächeln leider. Vor diesem Hintergrund
ist es richtig,
dass die Politik sich des Falls annimmt.
(SZ
vom 25.02.2010/joku)