Weihnachtlicher Schrecken
von Patrik Etschmayer
28. Dezember
2009
Irgendwie will es mit
dem Frieden, der Freude und dem Eierkuchen an
Weihnachten nicht mehr so richtig klappen. Schuld daran hat in diesem Jahr vor allem
Umar Faruk Abdulmuttalab, der Barbeque-Bomber von Detroit, der
glücklicherweise nur sich selbst, aber
nicht die Passagiere des Flugzeuges, in dem er sass, in Brand gesteckt hat. Als Resultat werden
von nun an Passagiere auf einem
Flug in die USA noch strenger kontrolliert und dürfen eine Stunde
vor der Landung
nicht mehr auf die Toilette
gehen, weil dies der Ort zu sein
scheint, an dem man am Körper getragene Bomben am besten für die Zündung vorbereiten kann.
Man kann
allerdings froh sein, dass dieser
Al-Qaida-Fanboy-Idiot nicht
drauf kam, die Bombe in der Flugzeugtoilette selbst zu zünden:
Dort hätte ihm garantiert kein Holländer mit einem
Hechtsprung dazwischen gefunkt und man dürfte in der Folge nur
noch in Begleitung eines Sky-Marshalls aufs Flugzeug-WC gehen.
Scheinbar handelte es sich bei
dem Sprengstoff um 80 Gramm
PETN, einen starken Plastiksprengstoff aus der gleichen
chemischen Familie wie Nitroglyzerin, aus dem ja
auch Dynamit hergestellt wird. Das gleiche Zeug war auch schon vom
als «Schuh-Bomber»-Berühmt gewordenen Richard Reid verwendet worden, der im Dezember
2001 fünfzig Gramm davon in
seinen Schuhen versteckt gehabt hatte. Auch damals
missglückte der Anschlag auf einen Flug. Und wie damals
war es vor allem Glück, das eine Katastrophe verhinderte: Diesmal lag es scheinbar am Zünder, der keinen
guten Kontakt mit dem in Abdulmuttalabs
Unterwäsche versteckten
Material hatte.
Nach dem ersten
Schrecken bleibt vor allem eine
Mischung aus hilfloser Wut und Zynismus zurück, die eigentlich nichts in dieser Zeit zu suchen hat... aber es zeigt sich
immer klarer, dass sich schlechte
Neuigkeiten nicht an Feiertage halten – ja, es ist
durchaus logisch, dass dieses Anschlagsdatum von dem religiösen Fanatiker mit Bedacht
gewählt war: Ein fundamentalistisch-islamisches Attentat
auf ein Flugzeug am populärsten christlichen Feiertag wäre sicher
ein Hit auf allen Islamisten-Fansites im Internet gewesen.
Doch der Anschlag
missglückte und es wird sicher so manchen geben, der auch dies auf eine göttliche Intervention zurück führt. Doch
Blödheit – sowohl den Anschlag machen zu wollen wie
auch diesen so zu versieben – ist ein unbegrenzt
verfügbarer Rohstoff. Himmlische Interventionen sind da unnötig.
Zurück bleiben so ein angekohlter Terrorist, eine geschockte Öffentlichkeit und weitere Einschränkungen unserer Freiheiten, uns zu bewegen, zu
verreisen und sogar unsere Blase in einem Flugzeug-Klo zu entleeren, wann
wir wollen.
Betrachtet man die letzten Punkte, hat Muttalab trotz allem einen
bescheidenen Erfolg erzielt: Terror zielt immer darauf, die Öffentlichkeit zu verunsichern. Die Opfer, die dabei in Kauf genommen
werden, sind nur notwendige Werkzeuge, die dafür sorgen, dass die Angst und Verunsicherung in der angegriffenen Gesellschaft zunimmt. Ebenso ist es wichtig,
dass sich die Fronten weiter verhärten, der Hass und die Abneigung grösser, die Mauern höher werden.
Die Erleichterung,
dass der Anschlag missglückt ist, ist berechtigt.
Doch der weihnachtliche Schrecken von
Detroit hat in diese Welt noch
mehr Abscheu, Angst und Misstrauen gebracht... Dinge, von denen wirklich schon viel zu viel
vorhanden sind.