Der erstaunliche
Mr. Obama
von Patrik Etschmayer / Montag,
8. Juni 2009
Es war eine
Reise durch Minenfelder, eine Serie von Staatsbesuchen, die unendliche Möglichkeiten für peinliche, dümmliche und Verstimmung erzeugende Momente geboten hätten. Zumindest, wenn der letzte
Präsident der USA noch im Amt gewesen
wäre.
Doch
Obama schaffte es, all diese potentiellen Quellen der Verärgerung
und Entfremdung, der Unwürdigkeiten und Seichtheit zu Umgehen.
Die Rede
in Ägypten war ein beeindruckender Beginn, in der er Demut
und Stärke zeigte, in der er Fehler
der Vergangenheit zugab und Entschlossenheit, die Zukunft positiv zu gestalten zum
Ausdruck brachte.
Die Republikaner,
die ihn in den USA bezichtigten,
damit Schwäche zu zeigen, haben
nicht verstanden, dass nur wer
stark ist, Fehler zugesteht und nur Schwächlinge so tun, als seien diese
nie passiert. Obama zeigte in den Augen
der Welt Stärke.
Ebenso beim Besuch
in Buchenwald, einem jener europäischen Orte des Grauens, wo Rassismus,
ideologisch-mythische Verblendung,
industrielle Effizienz, kleingeistiges Untertanendenken
und nackte Brutalität in einen der grössten
Massenmorde der Geschichte mündeten.
Obama brachte
seine Erschütterung glaubhaft
zum Ausdruck und zeigte, dass ihm
das Leiden, das hier stattgefunden
hat, nahe geht.
Klar und würdig absolvierte er auch den Auftritt bei den Feierlichkeiten zum D-Day in der Normandie. Obama hat es
geschafft, dass der amerikanische Präsident wieder akzeptiert und von vielen sogar gerne gesehen
wird. Etwas, das seit der Jahrtausendwende
kaum mehr der Fall gewesen ist.
Dabei fällt vielen
auf, dass Obama authentisch
wirkt und nicht wie einer, der
Spielchen spielt und weiss, dass er
eh ausgesorgt hat – wie einst Bush und seine Spiessgesellen.
Und er unterscheidet sich darin auch
von vielen europäischen Politikern, sei es Gordon Brown, Silvio
Berlusconi oder Nicolas
Sarkozy.
Viele Fragen sich,
woran das liegt, was wohl sein Trick ist, gar, ob er
nur ein hervorragender
Schauspieler sei. Doch womöglich ist die Antwort
viel einfacher und zugleich viel schöner.
Weil es vermutlich zwei Antworten sind, die man sogar
beim Namen nennen kann: Malia
Ann und Sasha – die Töchter der
Obamas.
Seit
Kennedy's Amtszeit waren nie mehr so junge
Kinder im Weissen Haus zu Hause. Vermutlich ist Barack Obama der erste Präsident
überhaupt, der einst die Windeln seiner Kinder wechselte und der deren Erziehung nicht mehr als
exklusive Aufgabe der Ehefrau betrachtet.
Wenn Obama sich um eine Welt bemüht, die sicherer und friedlicher ist, dann
nicht zuletzt für seine Mädchen.
Das Bewusstsein
um die Verletzlichkeit des menschlichen
Wesens wird genau so wie die Empathie für die Mitmenschen durch Kinder, in deren Erziehung man stark mit engagiert ist,
verstärkt. Dies kann natürlich als
Schwäche ausgelegt werden, als Gefühlsduselei.
Doch dies ist
ein Missverständnis. So sehr die Schale auch weicher sein
mag, umso härter wird der
Kern eines solchen Menschen sein. Denn es geht
darum, das Leben und die Zukunft der Kinder die man so sehr liebt, zu
sichern – wer diese gefährdet sollte besser nicht
auf Nettigkeiten hoffen..
Für Männer wie
Obama ist Politik eine persönliche
Angelegenheit, ja sogar eine existenzielle.
Er ist
den USA genau so verpflichtet
wie seinen Töchtern, denen er einst Rechenschaft
über seine Amtszeit ablegen muss – vielleicht gar keine so schlechte Voraussetzung für eine Politik, die eine längere Perspektive
hat, als den nächsten Wahlkampf. Die Geheimnisse des erstaunlichen Mr. Obama sind also
gar nicht so gross... momentan
messen sie ca. 1.40m und 1.60m,
wobei sie aber durchaus Wachstumspotential
haben.