Nicht
nach Plan gelaufen
von Patrik
Etschmayer
Donnerstag, 15. Januar 2009
Eine Woche vor der Amtseinführung
von Barack Obama hielt der abtretende Präsident George W.
Bush seine letzte Pressekonferenz.
Wie zu erwarten, wurde
die ganze Angelegenheit zu einer eher
flapsigen Sache mit viel Gelächter
und wenigen harten Fragen.
Und wenn diese Fragen doch
noch kamen, redete sich Bush sehr gekonnt um den heissen Brei herum
oder brachte Ausreden, die das Potential haben,
in die Geschichte einzugehen. So gab er zwar zu,
dass das «Mission-Accomplished»-Transparent auf dem Flugzeugträger ein Fehler gewesen
sei – aber nur weil
«es die falsche Botschaft verbreitete. Wir wollten etwas anderes
damit sagen, aber es vermittelte
trotz allem die falsche Botschaft.»
Welche Botschaften
diese zwei Worte falsch vermittelten
(und wie das überhaupt möglich sein soll),
erläuterte Bush aber nicht.
Dafür bezeichnete er den Folterskandal von Abu Ghuraib und das nicht vorfinden von Massenvernichtungswaffen
im Irak – die ja der offizielle Anlass für den Angriff gewesen waren – als «Enttäuschung».
Dies seien
einfach Dinge gewesen, «die nicht nach Plan gelaufen sind.»
Mit dieser Bemerkung schob er diese Desaster
zur Seite und dort blieben
sie auch. Dabei war das womöglich der Kernsatz
schlechthin. Dinge sind nicht
nach Plan gelaufen. Man lasse sich diesen
Satz auf der Zunge zergehen.
Die Bush-Präsidentschaft
war eine Präsidentschaft mit Plan, eine, die von Neo-Konservativen
Think-Tanks geplant worden
war. Und der Plan war, die USA als dominierende Weltmacht für hundert
weitere Jahre zu etablieren. Dazu sollten Nationen umgekehrt, Regime installiert, Rohstoffvorkommen gesichert und Gegner ausgeschaltet werden. Der Name einer der
führenden Neocon-Organisationen
hinter der Bush-Regentschaft
war denn auch «Project for
the New American Century», kurz PNAC.
Ja – Bush sollte ein Jahrhundert der US-Dominanz und womöglich auch eine so lange Herrschaft
der Republikaner in den USA
einläuten. Der Aufbau des amerikanischen Reiches und die Etablierung freundlicher Demokratien sollte nach den Plänen dieser strategischen
Genies vor allem mit roher militärischer
Gewalt und Konfrontation erreicht werden. Diplomatie, Gespräche, ja das alleinige
verstehen jener Nationen und Völker, gegen die man stand, galt als völlig überflüssig,
ja sogar schädlich.
Denn ein solches Vorgehen hätte womöglich dazu geführt, die komplexe Wirklichkeit, statt der Wunschbilder
zu sehen und zur Feststellung geführt, dass die messianischen Visionen nicht realisierbar sein würden. Als dann selbst die Geheimdienste-Informationen
den Absichten der Neocons in Bush's Administration (besonders
Dick Cheney, Donald Rumsfeld, Paul Wolfowitz und «Scooter» Libby) zu widersprechen begannen, fingen diese an, ihre Realität selbst zurecht zu zimmern.
So wurde denn das Experiment «US-Weltdominanz»
munter weiter gespielt, obwohl je länger je klarer wurde, dass es
weder praktikabel, durchführbar oder
finanzierbar wäre. Während in den USA – ganz nach neokonservativen Grundsätzen – die Reichen immer weniger Steuern
zahlten, schossen die Militärausgaben in die Höhe – mit dramatischen Folgen für das Budget. Nicht zuletzt dies hat am Ende auch zur
momentanen Krise beigetragen. Doch Bush sieht sich hier
nicht in der Schuld – die Dinge sind einfach
nicht nach Plan gelaufen...
Wenn Bush ein Verdienst zugestanden werden kann, dann
wohl dieses: Er hat schlüssig bewiesen das grandiose Pläne ohne Grundlage
in der Realität auch nicht glücken
können, selbst wenn eine ganze
Weltmacht in den Dienst dieser Phantasien gestellt wird.
P.S. Von PNAC ist seit
etwa 3 Jahren nichts mehr zu
hören und zu sehen... das dürfte wohl auch nicht
nach Plan gegangen sein.