Das war nur ein Müsterchen
von Patrik Etschmayer / Montag, 13. Oktober 2008
Genug vom Wirtschaftscrash
gehabt? Genug von Bankenpleiten, Versicherungskrisen
und genereller ökonomischer
Paranoia? Dann geht es Ihnen vermutlich
wie den meisten anderen auch. Und wenn sie das Gefühl
beschlichen hat, dass der Crash irgendwie unwirklich und surreal war, dann kann man das auch nicht von der Hand weisen – die Dimensionen und vernichteten Werte hatten absurde Ausmasse, was nicht zuletzt daran lag, dass sie auf masslosen
Übertreibungen fussten.
Doch was wäre, wenn diese Krise
nur ein Modell
wäre – ein Modell für eine
viel grössere Bedrohung, eine, die womöglich Millionen Leben kosten könnte?
Die gegenwärtige Wirtschaftskrise
beruht ja darauf, dass auf Pump gelebt und konsumiert wurde, im Glauben,
dass es einfach
so weiter gehen könne, wenn man die Tatsachen nur stark genug ignoriert und die Risiken breit genug
streut.
Das ging jedenfalls schief. Und trotzdem scheint die Menschheit immer noch zu glauben,
dass jene Dinge, die in der monetären Wirtschaft nicht funktionieren, in der materiellen Realität unserer Welt auf lange Sicht hinaus
anwendbar sind. Ganz einfach, weil
wir von der Natur keine Rechnung
für jene Ressourcen präsentiert bekommen, von denen unser Überleben abhängt.
Momentan steuern die Weltmeere mit ihren
Fischbeständen, das Klima
und die Atmosphäre, die Urwälder,
die Energievorräte, die fruchtbaren Böden und viele Rohstoffe auf einen Kollaps zu.
Auch wenn der momentane wirtschaftliche
Vollbremser eine Reduktion der Ressourcen-Vernichtung
verursacht, sollten wir uns keinen
Illusionen hingeben – irgendwann ist fertig lustig.
Nach einem in Arbeit befindlichen Bericht der EU betragen die Schäden, welche wir uns
durch den Raubbau an der Natur
zufügen, pro Jahr 5 Billionen US-Dollar. Dieser Betrag stünde der
Menschheit also mehr zur Verfügung, wenn wir uns
nicht wie eine Horde von durchgeknallten Affen benähmen.
Und genau dort steckt das Problem: Unser evolutionäres Erbe macht es uns
unglaublich schwer, unser Verhalten so zu ändern, dass
wir unser Überleben langfristig – das heisst auf Jahrhunderte hinaus gesehen – zu sichern. Die – speziell durch Religionen – geschürte Gier, sich ungehemmt
zu vermehren, ist dabei das grösste
Problem. Gedankengebäude, welche
vor 1000 oder 100 Jahren noch erfolgreich
waren – wie der Islam und das Christentum (aber nicht nur
diese) – sind heutzutage nur noch obsolete Schutthaufen, die uns direkt in den Abgrund führen. Zu glauben, dass
ein Planet mit einer limitierten Oberfläche und endlichen Ressourcen unendlich viele Menschen ernähren kann, ist einfach dumm.
Ganz egal, was ein Papst oder
eine Horde Pfingstgemeindler
oder der Imam in der Moschee erzählt.
Dazu passend ist
der Hass dieser Kreise auf die Wissenschaft, welche schon seit
Jahrzehnten diese Probleme prophezeit und verlangt, dass endlich Bevölkerungspolitik gemacht wird, welche
auch für zukünftige Generationen Platz und Ressourcen auf dem Planeten überlässt.
Doch genau so masslos wie die Banker mit ihrer Gier
auf mehr Boni und höhere Umsätze sind die Religionen mit ihrer Gier
nach mehr Seelen – blind für die Hungersnöte und Probleme die in allen Ländern auftreten,
wo sie das sagen haben, weil
dort die Ressourcen schon am Limit sind, das System überbelastet ist.
Dass im US-Wahlkampf
genau dieser Irrsinn und das masslose Ausbeuten der Natur
kombiniert mit blöder Wissenschaftsfeindlichkeit
von den Exponenten der einen Seite als
Problemlösung propagiert werden (selbstverständlich von der «christlichen», republikanischen Seite), ist eigentlich logisch. Es ist kein Zufall, dass
genau diese Leute den ökonomischen Kollaps vorbereitet hatten und nun immer noch glauben, dass
sich alles machen lässt, wenn
man nur genug fest betet.
Doch einen ökologischen
Zusammenbruch kann – wenn er erst
mal losgeht – kein Gebet und kein Notfallplan mehr aufhalten. Die Erde würde sich zwar
wieder erholen, aber bestimmt nicht
schnell genug, um den Tod und die unsägliche Not unzähliger Menschen zu verhindern. Der momentane Crash und die Kreditkrise sind lediglich ein Müsterchen,
ein kleiner Vorgeschmack darauf, was passiert, wenn es voll spürbar
wird, dass die ganze Menschheit auf Pump gelebt und das natürlichen Kapital der zukünftigen
Generationen verprasst hat.