Hillarys Tragödie
von Patrik
Etschmayer / Montag, 11. Februar 2008
Es ist eine Tragödie
von epischer Proportion mit
Hillary Clinton als unfreiwilliger
Protagonistin. Man mag mit den Schultern zucken und sagen, dass es
nur ein Vorwahlkampf
sei. Aber man wird nun soeben
Zeuge davon, wie sich die letzten
10 Jahre von Hillary Clintons Leben
in Rauch aufzulösen drohen.
Schon während der Amtszeit von Bill Clinton hatte sich Hillary zu profilieren versucht. Doch es ging damals
gründlich daneben.
Die demokratisch dominierten
Häuser des Parlaments würgten die von Hillary mit ausgearbeiteten Reformplänen des Gesundheitswesens gnadenlos ab und die Republikaner benutzten ihr Engagement als Wahlkampfmunition, welche ihnen die Mehrheit sowohl in Repräsentantenhaus als auch im Senat
bescherten.
Die Folge war, dass sie danach
wesentlich weniger offen Einfluss auf die Politik nahm, ein
«lower profile» hatte, sich
zurückhalten musste, so dass sie im
zweiten Wahlkampf ihres Mannes fast keine Rolle mehr
spielte. Danach kam auch noch
die Demütigung des in der Öffentlichkeit ausgetragenen Nachspiels von «Monicagate» hinzu, der Affäre
des Präsidenten mit einer Praktikantin.
Diese Zeit muss für Hillary Clinton die Hölle gewesen sein, ist
sie doch ehrgeizig, extrem intelligent und
mit dem Selbstbewusstsein
von der Grösse eines Planeten ausgestattet. Doch zwei Jahre vor
dem Ende der zweiten Amtszeit
ihres Mannes öffnete sich ihr
eine Türe, durch die der Weg
zurück ins Weisse Haus führen könnte.
Ein New Yorker Senator hatte
seinen Rücktritt angekündigt und während sie noch First Lady war, befand sich Hillary schon im am Ende
erfolgreichen Wahlkampf um diesen Senatorenposten, den sie 2006 erfolgreich verteidigte.
Hillary Clinton war nun an der Schwelle zur
Präsidentschaftskandidatin der
Demokraten und es schien fast nur mehr eine Formsache
zu sein, die Vorwahlen schon früh für sich
zu entscheiden um dann mit aller
Kraft gegen einen republikanischen Kontrahenten den
Kampf um das weisse Haus zu
führen und zu gewinnen. Es sollte die Belohnung für Jahre
– ja Jahrzehnte – des Lebens im Schatten
ihres Mannes sein, für den Sie
einst eine viel versprechende Karriere in Washington D.C. aufgegeben
hatte und nach Arkansas gezogen war. Es sollte das Begleichen der Rechnung, die sie mit der
Gesellschaft offen hatte, sein und natürlich auch ein Meilenstein in der Geschichte als erste Präsidentin der USA. Der Plan schien perfekt, die Republikaner am Boden, die Angelegenheit so gut wie geregelt.
Doch dann kam dieser Obama. Clinton hatte ihn noch unterstützt,
als er als
Jung-Senator 2004 um den offenen Posten
in Illinois kämpfte und auch
gewann. Vielleicht sah sie in ihm damals einen
perfekten Vize-Präsidenten,
einen Jungpolitiker, der unter ihr
lernen und sie einst beerben könnte.
Der ersten Frau würde der erste Afro-Amerikaner im Weissen
Haus folgen.
Doch Obama wollte mehr. Er spricht
die Wähler an, wie seit langem kein
anderer Politiker. Er mobilisiert wahre Wählermassen; Bekannte des Autors, die schon seit langem
nicht mehr zu Vorwahlen gegangen
waren, nahmen diesmal teil. Viele meinen
auch, dass man schon einmal acht
Jahre Clinton gehabt habe. Obama nimmt man – auch wenn dies am Ende doch nur ein
Spruch bleiben muss, die Sachzwänge sind nun einmal riesig – ab, dass er
Wandel bringen wird.
Natürlich, er hat noch
nicht gewonnen und Clinton
hat noch nicht verloren. Aber die Tragödie für
Hillary scheint - unaufhaltsam
wie die literarischen Vorbilder - ihren Lauf zu nehmen.
Als letztes hat sie Maine verloren. Maine – frauenfreundlich, Ostküste,
Hillary-Land. Sie hat ihre Wahlkampfleiterin
rausgeschmissen. Sie musste
ihrem eigenen Wahlkampf einen Kredit von 5 Millionen geben. Sie steht mit dem Rücken zur
Wand und weiss nicht, mit welchem Mittel
der vom potentiellen
Thronfolger zum Herausforderer gewandelte Konkurrent noch gebremst werden könnte.
Clinton hätte
etwas Besseres verdient. Aber eine Tragödie findet
immer ihr Opfer, und je schmerzhafter,
desto besser ist die Tragödie - eine Tragödie, die mit diesem Vorwahlkampf
eine wahrlich gute zu werden
scheint. Sorry Hillary.