Der Adelsschlag Obamas

von Patrik Etschmayer

 

Montag, 28. Januar 2008

Die Triumphe Barak Obamas beim Kampf um die demokratische Präsidentschaftskandidatur reissen nicht ab. Eben erst hat er Hillary Clinton eine herbe Niederlage bei den Vorwahlen in South Carolina zugefügt. Und nun bekommt er offiziell die Unterstützung des Kennedy-Clans, eine jener Familien, die in den USA den Polit-Adel darstellt.

Auch die Clintons waren dabei, zu dieser Liga, der auch die Bush-Familie angehört, aufzusteigen. Dazu hätte Hillary noch den Adelsschlag von Ted Kennedy, dem Bruder des legendären John F. Kennedy und Senator von Massachusetts benötigt. Oder mindestens, dass dieser sich aus den Vorwahlen heraushält. Doch es kam anders. Als der Wahlkampf immer hässlicher wurde und sogar gewisse, als rassistisch interpretierbare Bemerkungen fielen, schien Kennedy immer weiter auf die Seite von Obama zu rutschen.

Den Ausschlag gab am Ende eine Kolumne der John F. Kennedy-Tochter Caroline, die in Obama einen möglichen Präsidenten sieht, der ähnlich wie ihr Vater das Land inspirieren und zu einem Neuanfang führen könnte.

Im Gegenzug zauberten die Clintons die Unterstützung einer anderen Kennedy aus dem Hut, der Tochter von Robert, dem ebenfalls ermordeten, designierten Nachfolger von John F. Kennedy. Kathleen Kennedy Townsend stellte sich so mit ihrer Unterstützung für Hillary Clinton gegen ihren Onkel und ihre Cousine.

Dies wirft Fragen auf: Was haben die Kennedys, was haben Familienclans für einen Einfluss auf die USA? Scheinbar mehr, als man es in einer Ur-Demokratie für möglich hält. Dabei sind die Parallelen zum Ursprung der Feudalsysteme in Europa verblüffend.

Nimmt man zum Beispiel die Bush- und Kennedy-Clans, so haben beide die Grundlagen ihrer Macht in sehr trüben Geschäften in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts gelegt. Joseph Kennedy, der Vater von Ted, machte ein Vermögen mit Insider-Geschäften und Alkohol-Importen im Zusammenhang mit der Prohibitionszeit, wobei auch Kontakte mit der Mafia kolportiert werden. Prescott Bush, Vater des früheren Präsidenten George Bush und Grossvater des jetzigen Amtsinhabers George W. war während des 2. Weltkrieges in die Finanzierung des Nazi-Regimes über eine von ihm geleitete Bank verwickelt.

Doch Geld scheint auch heute noch nicht zu stinken, und die beiden Familienclans, die sich mit ihrem im Raubritterstil angehäuftes Vermögen in die höchsten Ämter des immer noch mächtigsten Landes der Welt eingekauft haben, sind unterdessen zu einer Macht hinter der Macht geworden. Zwar hat George W. mit seiner, gelinde gesagt, desaströsen Amtsführung das Ansehen des Bush-Clans nachhaltig beschädigt, aber der Einfluss dürfte trotzdem gesichert sein. Spätestens 2012 wird wieder ein Bush versuchen, in den Wahlkampf einzugreifen.

Momentan ist aber nur von den Kennedys die Rede. Doch deren «Endorsement», deren Empfehlung Obamas, ist keine Einbahnstrasse. Sollte Obama wirklich Kandidat und womöglich sogar Präsident werden, hätten die Kennedys wieder einen engen Verbündeten im Weissen Haus. Und dazu einen, der viele der Bestrebungen der Kennedys, wie das Ende der Rassentrennung und das Überwinden historischer Schranken, symbolisiert.

Doch selbst wenn diese Unterstützung aus Idealismus heraus stattfindet, muss es doch nachdenklich stimmen, dass in Demokratien immer noch Clans und Familienbande, Elemente aus der archaischen Stammeskultur, eine eminente Wichtigkeit besitzen.