Der Zorn, der ihn trug, richtet sich gegen ihn

 

Vor einem Jahr stürmte Obama ins Weiße Haus. Jetzt ist er in der Defensive.

 

Ein Sieg bei den Präsidentschaftswahlen - ein Dämpfer bei den nächsten Kongresswahlen: Eine demokratische Pendelbewegung, wie sie in den USA Tradition hat. Die politische Realität lässt eben auch amerikanische Helden bald ein bisschen kleiner erscheinen. Allein, die Niederlage in Massachusetts ist nicht einfach ein Dämpfer, sie ist eine Ohrfeige, erteilt von eben jenen Wählern, die Obama ins Weiße Haus trugen.

 

Die politische Mitte in einem zutiefst liberalen Bundesstaat hat sich lieber einem rechtslastigen Populisten anvertraut, der gerne George Bush nach dem Mund redet, als den Demokraten. Und das ist vor allem eine Folge der Politik in Washington.

Hickhack

 

Da mögen Medien und Experten Obamas erste Jahresbilanz analysieren und größere und kleinere Teilerfolge herauskitzeln, bei den Bürgern sind diese Erfolge offensichtlich nicht angekommen. Die sahen ein von den Republikanern geschickt inszeniertes Hickhack um eine Gesundheitsreform, von der sie schließlich nicht mehr wussten, was sie ihnen bringen sollte.

 

Sie sahen Milliarden, die in Banken gepumpt wurden, während in ihrer Mitte die Arbeitslosigkeit wuchs. Und sie sahen einen Präsidenten, der ganz außergewöhnliche Reden hielt - und ganz gewöhnliche Politik machte. Obama hat alle strategischen Fehler gemacht, die man nur machen kann. Er wollte Rebell und Versöhner zugleich sein. So hat er die Linken in der eigenen Partei enttäuscht und den Republikanern ein perfektes Feindbild geboten. Er wollte in der Finanzwelt aufräumen und stellte als Putztrupp lauter ehemalige Banker ins Rampenlicht. Er machte die Klimakatastrophe zum Thema, nur um es rasch wieder fallen zu lassen, als ihm der politische Wind ungünstig schien. Nach einem Jahr Obama scheinen nur seine guten Vorsätze noch intakt - doch die führen laut einem alten Spruch geradewegs in die (politische) Hölle.