Ferguson ist
überall
Christian Bommarius, Politik-Autor
Nicht nur die tödlichen Schüsse auf den schwarzen Teenager Michael Brown in Ferguson (Missouri), sondern auch der äußerst brutale Einsatz der Polizei gegen demonstrierende Bürger stoßen auf scharfe Kritik in deutschen Zeitungen. Eine Presseschau.
Nicht nur die tödlichen Schüsse auf den schwarzen Teenager Michael Brown in Ferguson (Missouri), sondern auch der äußerst brutale Einsatz der Polizei gegen demonstrierende Bürger stoßen auf scharfe Kritik in deutschen Zeitungen. Es wird klar, dass Diskriminierung bis heute in Teilen der USA den Alltag bestimmt.
Für die „Neue Westfälische“ (Bielefeld) „zeigt sich in der Kleinstadt Ferguson, wie lang und steinig der Weg noch sein wird, den die USA gehen müssen, um ihre auf Sklaverei und Rassismus ruhenden Fundamente zu erneuern. Der Tod des schwarzen Jugendlichen Michael Brown durch die Hand eines weißen Polizisten ruft in Erinnerung, was beschwichtigende Worte nur verkleistern. Nicht nur in Ferguson wird die Polizei von der afroamerikanischen Bevölkerung längst nicht mehr als Ordnungsfaktor und neutraler Partner wahrgenommen. Sondern als Besatzungsmacht, die im Zweifelsfall erst schießt und dann fragt, wenn ein Schwarzer ins Visier geraten ist; aus welchen Gründen auch immer.“
Die Konsequenzen, so der Kommentator weiter, seien bekannt: „Afroamerikaner landen in den USA eklatant häufiger auf der Anklagebank, hinter Gittern und in der Todeszelle als Weiße oder Latinos. Dunkelhäutige Stadtbewohner werden von der Polizei kriminalisiert, selbst wenn sie sich korrekt verhalten. Solange die Markierung ‚schwarz gleich gefährlich‘ das gesellschaftliche (Unter-)Bewusstsein bestimmt und damit einer rassistisch grundierten Strafverfolgung und Justiz Vorschub leistet, so lange wird es weiter Tragödien wie die des Michael Brown geben.“
Patrick Bahners betrachtet in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ vor allem auch die Militarisierung der Polizei: „Wenn jetzt indes Bundespolitiker wie Justizminister Holder und Senatorin McCaskill die Militarisierung der Polizeiarbeit beklagen, sehen sie darüber hinweg, dass die Ausrüstung lokaler Polizeibehörden mit Kriegsgerät ein offizielles Ziel der nationalen Sicherheitspolitik ist. Nach den Massenmorden vom 11. September 2001 wurde die Losung ausgegeben, dass jede Polizeidienststelle sich auf das Schlimmste vorbereiten müsse. Die Streitkräfte geben ausgemusterte Waffen und Fahrzeuge, auch Panzer, an die Gemeinden weiter und erfreuen mit diesen Spenden, die Platz in den Depots schaffen, die Waffenlobbyisten. Wie die Vereinigten Staaten ihre Kriege als Strafaktionen der Weltpolizei ausgeben, wird an der Heimatfront umgekehrt die Ortspolizei als Hilfstruppe für den Krieg gegen den Terror herangezogen.“
Christian Bommarius schreibt für uns als Autor für Politik und Gesellschaft aus dem bundespolitischen Berlin.