Vor dem Staatsbankrott
Die Republikaner
und die Rechtspopulisten der
Tea Party tragen die Hauptverantwortung
für die Krise in den USA.
Aus einer hundert Jahre währenden Routine, die Schuldendecke anzuheben, haben sie einen
Staatsakt gemacht.
Plötzlich scheint das Undenkbare möglich. Die USA könnten in wenigen Tagen erstmals
Bankrott anmelden. Statt das Kräftemessen
zwischen Präsident Obama
und den Republikanern als das „übliche Theater“ abzutun, zeigen
sich einige Meinungsführer nun ernsthaft besorgt.
Natürlich haben beide Seiten zur verfahrenen
Situation beigetragen. Die Hauptverantwortung liegt aber eindeutig
bei den Republikanern. Angetrieben von den Rechtspopulisten
der Tea Party haben sie eine Krise
erzeugt, die keine sein müsste. Aus einer hundert Jahre
währenden Routine, die Schuldendecke
anzuheben, haben sie einen Staatsakt
gemacht.
Die Tea-Party-Aktivisten gerieren sich dabei wie
politische Geiselnehmer. Nach Wochen der
Verhandlungen rücken sie kein Stück
von der anfänglichen Maximalforderung ab. So stehen die Chancen nicht schlecht, dass sich über
Jahre aufgebautes Misstrauen am 2. August in Washington in einem Super-GAU entlädt.
Nicht einmal die Warnungen aus der
Wirtschaft nehmen die Radikalen ernst. Eine Zahlungsunfähigkeit gebe es nicht. Diese sei eine Erfindung
Obamas. In dieser Aussage kulminiert die gleiche Wirklichkeitsverweigerung,
die seit den Tagen George
W. Bushs moderate Konservative
heimatlos gemacht hat. Die heutigen Wortführer „glauben“ nicht an Klimaveränderung, halten die Evolutionslehre für ein „Theorie“ und schüren Zweifel, ob Obama ein „echter“ Amerikaner
sei. Während vieles davon mit einem Schmunzeln
abgetan werden kann, drohen beim
Staatsbankrott echte Konsequenzen. Der Tea Party könnte
gelingen, wovon Amerikas Feinde stets nur träumten: die USA in den Ruin
zu treiben.