Beginn einer Revolution?
By Von F. Diederichs
January 4, 2007
War das der Beginn einer politischen Revolution, an deren Ende der erste Schwarze im Weißen Haus stehen könnte? Zwar gilt der nur drei Millionen Seelen zählende Bundesstaat Iowa, wo Demokrat Barack Obama überraschend deutlich Hillary Clinton und John Edwards in die Schranken verwies, als unzuverlässiger Gradmesser für den weiteren Verlauf der Vorwahlen.
Doch aus gleich mehreren Fakten kann der farbige Hoffnungsträger - dem viele Experten aufgrund seiner Jugend und Unerfahrenheit keine wirkliche Chance gaben - nun mehr Zuversicht schöpfen. Zum einen hat er in einem Bundesstaat gewonnen, in dem 93 Prozent Weiße leben - Indiz dafür, dass Obamas Faszination Rassengrenzen überwinden kann. Dann haben sich vor allem junge Wähler für ihn entschieden, die anscheinend nicht zurück zur Clinton-Ära wollen. Und nach dem erfolgreichen Start könnten sich auch jene Farbigen, die bei vergangenen Wahlen das Rückgrat des Clinton-Clans bildeten, neu orientieren.
Die Begeisterung, die Obama hervorrief, ist gleichzeitig eine Hiobsbotschaft für die Republikaner. Zwar haben sie mit Baptistenprediger Mike Huckabee ebenfalls einen Außenseiter als Überraschungssieger in ihren Reihen. Doch dessen Erfolg war nur möglich, weil die anderen Kandidaten einen eher schwachen Eindruck hinterließen. Nicht gerade hilfreich dabei ist, dass mittlerweile 70 Prozent der US-Bürger denken, Bush habe das Land in eine falsche Richtung geführt. Doch zu scharfe Kritik am Präsidenten und dem unpopulären Irak-Krieg können sich die Republikaner nicht leisten, weil sie sich sonst Illoyalität vorhalten lassen müssten. So fehlt ihnen jenes Profil der Schärfe, das Barack Obama oder John Edwards auszeichnet.
Was Iowa wert war, wird der kommende Dienstag
in New Hampshire zeigen. Dort
geht es für
die einst große Favoritin Hillary Clinton fast schon
ums Ganze. Landet Obama wieder vorn,
dürfte die Begeisterungswelle
für den durch Affären und Washingtoner „Klüngel“ Unbelasteten kaum noch zu
stoppen sein.