Schwamm des Vergessens
Zu: "Tom Cruise war der Star der Bambi-Gala", FR-Magazin vom 30. November
Wie tolerant ist die Burda-Jury
doch! Da werfen sie mit Bambis nur
so um sich und geizen nicht mit Lobhudeleien.
Der eine (Tom Cruise) erhält die Trophäe in der merkwürdigen Sparte "Mut" für die Darstellung von Stauffenbergs, der wegen seines Attentats gegen Hitler hingerichtet wurde. (Heiner Lauterbach fragte zu Recht, was denn
so mutig daran sei, diese Rolle
für eine Gage von 50 Millionen Dollar zu übernehmen.) Der andere (Johannes Heesters)
bekommt das so genannte "Überraschungsbambi".
Eher ein "Peinlichkeitsbambi".
Wie kann der Veranstalter auf eine so wahnwitzige Idee kommen, einerseits
den Darsteller einer Figur des militärischen Widerstands gegen den Nationalsozialismus zu ehren und auf der anderen Seite dieselbe
Trophäe Hitlers persönlichem Favoriten zu verleihen, der
sich mit Vorliebe in der Führerloge aufhielt und in zahlreichen Filmen des Propagandaministeriums als kecker Liebhaber für gute Stimmung
im deutschen Volk sorgte, einem Mann, der im KZ Dachau
unter Begleitung eines Orchesters polnischer Gefangener Lieder aus bekannten Operetten
zur Erbauung der SS-Leute zum
besten gab?
Wenn ein biblisches
Alter allein schon ausreicht, den Schwamm des Vergessens über die Vergangenheit eines Nazi-Verbündeten zu wischen, dann müssen
wir uns nicht
wundern, wenn das Bild des Deutschen
im Ausland weiterhin hässlich bleibt.
Bettina Ohnesorge, Düsseldorf