Warum es Rabauken wie Donald Trump auch in Europa gibt

 

Donald Trump ist die übergroße amerikanische Variante eines populistischen Phänomens, das auch in Westeuropa zu beobachten ist. Warum üben Leute wie er eine so große Faszination aus? Eine Analyse.

 

von Klaus-Dieter Frankenberger

 

DDonald Trump ist ein politischer Rabauke, der im amerikanischen Vorwahlkampf das republikanische Feld umpflügt. In den Umfragen liegt er klar vorne, und das, obwohl (oder weil) er Dinge von sich gibt, die eigentlich nur als ausländerfeindlich, sexistisch, herabsetzend und beleidigend beschrieben werden können. Der Trump, der als erfolgreicher Immobilienunternehmer das ganz große Geld gemacht hat, führt sich als Sturmgeschütz gegen die „politische Korrektheit“ auf; Scham ist für ihn ein Fremdwort, rot wird er nicht, einschüchtern lässt er sich natürlich auch nicht. Trump wirft den Leuten rohes Fleisch vor die Füße, polemisiert und hetzt gegen das sogenannte politische Establishment – und ein beachtlicher Teil des konservativen Publikums jubelt ihm zu. Genau deswegen! Je härter der Angriff, je abgebrühter der Auftritt, desto besser. Bislang jedenfalls.

 

Donald Trump ist ein politischer Rabauke, der im amerikanischen Vorwahlkampf das republikanische Feld umpflügt. In den Umfragen liegt er klar vorne, und das, obwohl (oder weil) er Dinge von sich gibt, die eigentlich nur als ausländerfeindlich, sexistisch, herabsetzend und beleidigend beschrieben werden können. Der Trump, der als erfolgreicher Immobilienunternehmer das ganz große Geld gemacht hat, führt sich als Sturmgeschütz gegen die „politische Korrektheit“ auf; Scham ist für ihn ein Fremdwort, rot wird er nicht, einschüchtern lässt er sich natürlich auch nicht. Trump wirft den Leuten rohes Fleisch vor die Füße, polemisiert und hetzt gegen das sogenannte politische Establishment – und ein beachtlicher Teil des konservativen Publikums jubelt ihm zu. Genau deswegen! Je härter der Angriff, je abgebrühter der Auftritt, desto besser. Bislang jedenfalls.

 

Das ist eine interessante Entwicklung. In der amerikanischen Gesellschaft haben sich politisch-soziale Milieus herausgebildet, die derlei Rabaukenrhetorik prämieren; die sie als ein erlösendes Widerwort zu dernormalenPolitik in Washington, deren Institutionen, Praktiken und Sprache goutieren. Und die für den politischen Kompromiss, der zum Wesenskern demokratisch verfasster Gemeinwesen gehört, nur Verachtung übrig haben. Die Leute, die so denken, sind voller Zorn über diesen Politikbetrieb – und voller Misstrauen und Sorge, weil die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Verhältnisse sich so sehr und so schnell verändern. Kein Wunder, dass die Einwanderung das große Aufreger- und Aufreißerthema der Rechten ist. Allerdings stößt es auch und gerade bei verunsichertennormalenLeuten auf Resonanz.

 

Trump ist die übergroße amerikanische Variante eines populistischen Phänomens, eines Typus, der auch in anderen westlichen Staaten zu beobachten ist, vor allem in Westeuropa: In der Schweiz reüssierte schon vor Jahren der Unternehmer-Politiker Christoph Blocher von der Schweizerischen Volkspartei mit harten Parolen wider den Zeitgeist, die Erfolg hatten, gerade weil sie so unverblümt das vermeintliche Volksempfinden zum Ausdruck brachten. Geert Wilders ist seit Jahren der Poltergeist der niederländischen Politik. Sein politisches Angebot besteht aus nicht viel mehr als aus einer dreifachen Ablehnung: von Europa, Einwanderung, Islam. Aber auch Wilders, der es gar nicht darauf anlegt, selbst zu regieren – Trump dürfte übrigens auch nicht danach streben –, trifft den Nerv von Leuten, denen die ganze Richtung nicht passt.

 

Kein Alleinstellungsmerkmal der politischen Rechten

Auf das Sprücheklopfen (ohne zu beleidigen), Posieren am Tresen und auf Clownerien versteht sich Nigel Farage, der Chef der Unabhängigkeitspartei des Vereinigten Königreichs. Er eckt natürlich hier und da an, sammelt aber an anderer Stelle viele Sympathiepunkte. Seine Partei schnitt besonders bei der Europawahl 2014 sehr gut ab. Auch Farage ist zu einer Art Heldenfigur von Leuten geworden, die sich in ihren Interessen und Bedürfnissen von denen, die politisch herrschen und kulturell den Ton angeben, ignoriert fühlen und die jetzt von einer Art Widerstand träumengegen die Europäische Union und, natürlich, gegen Einwanderer. In Skandinavien gibt es Personen und Parteien, die sich in dieses Muster fügen; in Deutschland suchen die entsprechenden Strömungen nach einer entsprechenden Figur an der Spitze. Der ehemalige AfD-Chef Lucke war eben kein charismatischer Demagoge, Clown und Unterhalter in einer Person. Rechtsradikal und rassistisch war und ist er sowieso nicht. Auch die Stars des europäischen Rechtspopulismus würden sich eine solche Etikettierung verbitten; selbst die Vorsitzende des französischen Front National, Marine Le Pen, legt Wert auf Respektabilität. Sie aber ist diejenige, die wirklich nach der Macht strebt.

 

Was ist denjenigen gemein, auf die Leute wie Trump eine so große Faszination ausüben, dass sie schlimme Entgleisungen oder dumme Sprüche hinnehmen oder diese gar bejubeln? Weil das Typen sind, die dem Establishment „mutig“ die Stirn bieten? Sieht man von purer Bigotterie ab, so kommen Populismusforscher immer wieder zu dem Schluss, dass diejenigen in westlichen Gesellschaften empfänglich für derlei sind, die sich von den großen wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Veränderungen der letzten Jahre überfordert fühlen; die ihre Heimat, die mehr ist als ein geographischer Raum, sondern etwas mit soziokultureller Identität zu tun hat, bedroht fühlen. Für nicht wenige stellen Einwanderer, vor allem die aus kulturell weit entfernten Weltgegenden, die sichtbarste Veränderung dieses Identitätsraumes dar, dessen Kosmopolitisierung nicht für erstrebenswert gehalten wird. Das Ganze produziert Ablehnungmanchmal bis zu extremistischem Geschrei und zur Gewalt.

 

Radikalisierung und rhetorische Zuspitzung in der politischen Auseinandersetzung sind übrigens kein Alleinstellungsmerkmal der politischen Rechten. Man denke nur an Syriza und an das, was deren Anführer bislang zum Besten gegeben haben. Oder man blicke nach Großbritannien. Dort scheint Labour entzückt davon zu sein, einen Altlinken an die Spitze der Partei zu setzen. Zurück in die Zukunft? Es gruselt einen bei dem Gedanken.