Nach der Veröffentlichung des CIA-Berichts
kann Moskau den Amerikanern endlich einmal den Spiegel vorhalten. Doch selbst will es nicht hineinschauen.
von Berthold Kohler
12.12.2014
Der CIA-Bericht ist ein gefundenes Fressen für alle, die Amerika schon immer für das wahre „Reich des Bösen“ gehalten haben. Auch Moskau ließ sich natürlich nicht die Gelegenheit entgehen, in Sachen Rechtsstaatlichkeit endlich einmal den Amerikanern den Spiegel vorhalten zu können.
Der Menschenrechtsbeauftragte des russischen Außenministeriums forderte deshalb die Veröffentlichung der gesamten 6700 Seiten. Es müssten alle Schuldigen zur Verantwortung gezogen werden. Gut gesprochen! Falls Washington zögert, könnte Moskau als leuchtendes Beispiel auf diesem Feld vorangehen. Oder glaubt wirklich jemand, dass in den russischen Gefängnissen und Lagern nicht gefoltert wird, weil darüber in der Duma bislang kein solcher Rapport vorgelegt wurde?
Der Unterschied ist, dass es in Russland keine Opposition gibt, die einen derartigen Bericht erarbeiten und veröffentlichen kann. Und dass in Russland diejenigen Politiker und Bürger, die sich nach Meinung des Kremls zu sehr dafür interessieren, was hinter den Kerkermauern geschieht, eine gute Chance haben, selbst dort zu landen.