Unfreundlicher Akt
24.10.2013
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Die
amerikanischen Geheimdienstaktivitäten
werden mehr und mehr zum Albtraum.
Washington hat offenbar noch
immer nicht begriffen, wie groß der Schaden
ist, den es in Europa angerichtet hat.
Von
KLAUS-DIETER FRANKENBERGER
Auch in diesem
Fall kennt die Öffentlichkeit,
jedenfalls deren nicht so leicht zu hysterisierender Teil, den Wahrheitsgehalt der Meldung nicht,
das Mobiltelefon der Bundeskanzlerin sei von amerikanischen Geheimdiensten überwacht und möglicherweise abgehört worden. Wäre dem so, dann
handelte es sich um einen mehr
als unfreundlichen Akt – unter Freunden
und Verbündeten.
Immerhin hat Kanzlerin
Merkel Anlass gesehen, den amerikanischen Präsidenten anzurufen und ihm die Missbilligung über derlei Praktiken mitzuteilen. Selbst wenn Obama diesen wie schon frühere
Vorwürfe ziemlich brüsk zurückweist, so ist mittlerweile schon eine ganze
Menge zusammengekommen: in
den Email-Account des früheren mexikanischen
Präsidenten eingedrungen, französische Politiker abgehört, jetzt das Handy der Kanzlerin – möglicherweise, wie gesagt – überwacht!
Was
geht hier vor?
In
jedem Fall handelt es sich bei
den Zielen der Überwachungsaktionen um das politische
(Führungs-)Personal von Staaten,
mit denen die Vereinigten Staaten auf das Engste verbunden sind. Die Frage stellt sich also: Was geht hier vor?
Von wem wird die Sache gesteuert? Was wäre der Zweck
solcher Praktiken? Will man
im Bilde sein, was der und die Partner etwa bei Wirtschaftsverhandlungen
vorhaben?
Wie die kühle Reaktion Obamas zeigt, hat die Regierung in
Washington offenbar noch immer nicht begriffen,
wie groß der Schaden ist,
den die Aktivitäten amerikanischer
Geheimdienste in Europa angerichtet haben und weiter anrichten. Sie belasten das atlantische Verhältnis, ganz massiv sogar.
Die
amerikanische Seite braucht sich nicht
darüber zu wundern, wenn die Rufe immer lauter
werden, zum Beispiel die europäisch-amerikanischen
Freihandelsgespräche auszusetzen.
Die amerikanischen Geheimdienstaktivitäten
werden mehr und mehr zum Albtraum:
für jene in Europa im Allgemeinen
und in Deutschland im Besonderen,
denen an einem engen Verhältnis zu Amerika gelegen
ist. Immer unter der Voraussetzung,
dass die Meldungen wahr sind. Unbeschadet
davon wächst das Misstrauen. Muss das sein?