Wikileaks-Berichte „nicht authentisch“
Der Büroleiter
des iranischen Präsidenten
hat die Veröffentlichungen von Wikileaks als „Lügen“
bezeichnet. Im Gespräch mit der
Sonntagszeitung äußerte er sich auch
zu den beiden in Iran inhaftierten deutschen Journalisten: Es gebe keinen Spionagevorwurf.
„Diese Dokumente können nicht authentisch
sein“, sagte der Bürochef und engste Berater des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadineschad, Esfandiar Rahim-Mashai, der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“.
Washington habe die Berichte absichtlich veröffentlicht, um
den Beziehungen Irans
zu seinen arabischen Nachbarn zu schaden. Nach den von Wikileaks veröffentlichten amerikanischen Botschaftsdepeschen hatte unter anderem der
saudische König Abdullah
Washington dazu aufgefordert,
„der iranischen Schlange den Kopf abzuschlagen“.
„Wir nehmen das nicht ernst“,
sagte Rahim-Mashai, der eine zentrale
Figur im Machtgefüge Teherans ist und als möglicher
Kandidat für die nächste Präsidentenwahl gilt. Die
Veröffentlichungen des Internet-Portals hätten „ganz bestimmt
keine negativen Auswirkungen auf die Beziehungen“
Irans zur arabischen Welt.
Im Westen hatten
die Botschaftsberichte für Unruhe gesorgt, weil man fürchtete,
dass sie den Konflikt zwischen Iran und den übrigen Staaten der Region verschärfen könnten. Rahim-Mashai bezeichnete die Berichte als „Teil
der gegen uns gerichteten amerikanischen Politik“. Die Amerikaner versuchten seit langem zu
zeigen, „dass andere Länder in der Region gegen Iran sind und sich vor
Iran fürchten“.
Kein Spionagevorwurf gegen deutsche Journalisten
Esfandiar Rahim-Mashai äußerte sich in dem Interview auch zu den in Iran inhaftierten deutschen Journalisten: „Wir haben keine
Hinweise darauf, dass sie sich
als Spione
betätigt haben.“ Die beiden Deutschen hätten gegen das Gesetz verstoßen, als sie mit einem Touristenvisum
einreisten, um dann als Journalisten zu arbeiten. Von einer Anklage wegen
Spionage sei aber nie die Rede
gewesen. Nach Angaben Rahim-Mahais arbeitet die iranische Regierung zudem daran, dass die beiden Weihnachten zusammen mit ihren
Familien in der deutschen Botschaft in Teheran verbringen können. „Wir sind sehr optimistisch“, sagte der Präsidentenberater.
Wann die beiden freikommen, sei im Moment noch nicht klar, das sei Sache der
Justiz. „Aber
wegen unserer freundschaftlichen Beziehungen zur deutschen Regierung
und zum deutschen Volk haben wir einen
positiven Zugang.“ Vor zwei Tagen
hatte die deutsche Botschaft
in Teheran zum dritten Mal konsularischen Zugang zu den beiden. Einer von ihnen konnte mit
seinen Angehörigen telefonieren, und sie haben Geschenke ihrer Familien erhalten.
Die beiden
Deutschen, ein Reporter und
ein Fotograf der „Bild am Sonntag“ waren Mitte Oktober
im nordiranischen Täbris verhaftet worden, als
sie den Sohn der wegen Ehebruchs
zum Tod durch
Steinigung verurteilten Sakineh Ashtiari interviewen wollten. Mitte November hatte die iranische Nachrichtenagentur Fars
unter Berufung auf den Justizchef von Täbris gemeldet, die deutschen Journalisten würden der Spionage angeklagt.