Kein Mitleid mit GM
Von
Carsten Knop
27. Mai 2009
Die Amerikaner
lässt die bevorstehende Insolvenz von General Motors ziemlich
kalt. Dabei ist GM der
größte Autokonzern der Welt. Doch während in Deutschland eine Insolvenz schon allein der GM-Tochtergesellschaft
Opel für die Politiker keine ernsthafte Option zu sein scheint,
geht man in den Vereinigten
Staaten völlig anders mit dem
Thema um.
Die Amerikaner,
die ein besseres Verständnis von der Wirksamkeit der Kräfte des Marktes haben als die meisten
Europäer, wissen, dass GM abgewirtschaftet hat; ihr Mitleid hält
sich deshalb in Grenzen. Denn ihr
Staat hilft ihnen auch sonst
weniger als
der in Europa. Wer versagt hat, muss dafür einen Preis zahlen - wer Erfolg hat, erntet dafür den Lohn. Beides gehört
aus amerikanischer Sicht zusammen - und deshalb regen sich
viele Amerikaner nicht darüber auf, dass das sklerotische Unternehmen GM nun in sich zusammenfällt.
Mitleid mit den Gläubigern
Vielmehr gibt es
selbst in der Stadt Detroit, der Heimat von GM, Stimmen, die aus deutscher Sicht
verblüffen. Da melden sich nicht
nur alte GM-Kunden zu Wort,
für die es nicht ungewöhnlich war, wenn die Motoren ihrer Autos nach 66000 Kilometern den Geist aufgaben. Tiefer gehend ist
die Kritik am Umgang der Regierung mit
dem Fall GM.
Viele Amerikaner fühlen nicht mit
den Mitarbeitern, sondern mit den Gläubigern, welche die Regierung Obama mit einem winzigen
Anteil an einem restrukturierten Unternehmen GM abspeisen wollte. Die Gewerkschaft hingegen, der GM einen viel
geringeren Betrag schuldet, soll
einen viel höheren Anteil bekommen. Das wird als unfair empfunden.
Nicht wenige stellen
besorgt die Frage, was das künftig für die Risikoprämien auf dem für die Wirtschaft so wichtigen Markt für Unternehmensanleihen bedeutet, galten die Anleihen von GM früher doch als
sichere "Witwen und Waisen"-Papiere. Das heißt:
Die Amerikaner finden die Insolvenz an sich
nicht schlecht. Sie durchschauen aber den Trick, dass die Schuld daran mehr
oder weniger
kalt enteigneten Gläubigern in die Schuhe geschoben werden soll. Die Rechnung für die plumpe Strategie, die Schuld an der Insolvenz
von der Politik und von den
Managern zu nehmen, wird noch
präsentiert werden, und das
nicht nur in Form der Zinsen für
die weiteren siebzig Milliarden Dollar, die Obama nach
dem Insolvenzantrag vermutlich in das marode Gebilde GM stecken wird.