Applaus für Opel-Helfer King

 

Ein US-Gewerkschafter will für die Interessen der Opel-Belegschaft in Deutschland kämpfen. Bob Kings Plan ist keineswegs abwegig - sondern klug durchdacht. von Matthias Ruch Delray Beach

 

Bob King, der Chef der amerikanischen Autogewerkschaft UAW, will Opel retten. Aus Überzeugung, aus Solidarität mit den deutschen Kollegen - vor allem aber aus eigenen Interessen, die weit über den Fall Opel hinaus gehen.

 

King, dessen einst so mächtige Gewerkschaft im eigenen Land Jahr für Jahr an Bedeutung verliert, hat große Pläne: mit Opel, mit US-Präsident Barack Obama und mit der IG Metall.

Schon im nächsten Monat wolle die deutsche Industriegewerkschaft den Amerikaner in den Aufsichtsrat von Opel schicken, hieß es am Wochenende in Detroit. Details dazu sollen King und sein deutscher Kollege Wolfgang Schaefer-Klug ausgehandelt haben.

 

Für die Belegschaft von Opel wäre King ein mächtiger Partner, denn der UAW-Chef verfügt über hervorragende Kontakte in die Konzernzentrale der Opel-Mutter GM. In den harten Tarifverhandlungen mit General Motors, Ford und Chrysler hat er gerade erst bewiesen, dass er zu maßvollen Abschlüssen bereit ist, wenn es darum geht, die Zukunft der Unternehmen und die Arbeitsplätze zu sichern.

 

Wenn er sich nun auch noch als erfolgreicher Vermittler zwischen Rüsselsheim und Detroit profilieren könnte, würde er damit seinem großen Ziel einen wichtigen Schritt näher kommen: einer engen, transatlantischen Zusammenarbeit zwischen der UAW und der IG Metall.

 

Wir unterstützen die IG Metall und die Arbeiter in Europa", sagte King am Wochenende. "Wir glauben an die internationale Solidarität, und wir rufen andere Gewerkschaften auf, unseren Kurs zu unterstützen."

 

Kings Charmeoffensive in Deutschland folgt der Überzeugung, dass die Gewerkschaften künftig nicht mehr allein auf nationaler Ebene agieren können. "Die IG Metall ist eine großartige Gewerkschaft und wir wollen weiter eng mit ihr zusammen arbeiten", lobte King. Dass die transatlantische Kooperation bislang weit hinter seinen Vorstellungen zurück bleibt, sagt er lieber nicht.

 

Sein Blick richtet sich in den vor allem auf Volkswagen, Daimler und BMW. Die produzieren dort ebenso wie etwa Siemens mit deutlich niedrigeren Lohnkosten als in Deutschland.

 

Teil 2: Einfluss auf andere deutsche Autobauer

 

Zugleich betreiben die US-Konzerne General Motors, Ford und General Electric große Werke in Deutschland. Manager und Ingenieure auf beiden Seiten des Atlantiks arbeiten eng zusammen, Betriebsräte und Gewerkschaften dagegen beschränken ihr Engagement bislang weitgehend auf ihre eigenen Mitglieder vor Ort.

 

Genau das will King ändern - und seiner UAW damit zu neuen Mitgliedern und neuer Stärke verhelfen. Er zielt dabei auf die Südstaaten der USA, die bislang weitgehend gewerkschaftsfrei sind.

 

Positiv aus Sicht der amerikanischen Gewerkschaften

 

Weder bei Volkswagen in Tennessee noch bei Daimler in Alabama oder bei BMW in South Carolina sind die Arbeiter gewerkschaftlich organisiert. Alle Versuche der UAW, in diese Werke vorzustoßen, sind bislang gescheitert.

 

Daher braucht King die Hilfe der IG Metall: Sie soll in Deutschland die Konzerne drängen, ihre gewerkschaftsfeindliche Haltung in den USA aufgeben. Ob dies gelingen kann, ist zweifelhaft. Die Idee aber verdient Applaus.

 

Dass King mehr will als nur die Interessen der Arbeiter in Detroit zu vertreten, machte er schon mehrfach deutlich. Er will die verschiedenen Industriegewerkschaften in den USA zusammenführen und in Zukunft wieder mit den Konzernen auf Augenhöhe verhandeln.

 

Ausdrücklich unterstützt er eine Wiederwahl von US-Präsident Obama, der sich in Detroit als Retter der US-Autoindustrie feiern lässt. Schon zu seinem Wahlsieg 2008 hatte die Gewerkschaft einen wichtigen Beitrag geleistet. Und ohne King, das weiß Obama genau, wäre seine Rettung von General Motors, Chrysler und Ford gar nicht möglich gewesen.

 

Sollte King nun tatsächlich in den Aufsichtsrat von Opel einziehen und sollte Obama dann im November 2012 tatsächlich wieder ins Weiße Haus gewählt werden, könnte der UAW-Chef zu einem großen und einflussreichen Gewerkschaftsführer aufsteigen. Den kann Amerika auch dringend brauchen.