Feiern, wie die Feste fallen
Wann wurde die amerikanische Unabhängigkeitserklärung
unterschrieben? Am 4. Juli
1776, lautet die gängige Antwort. Diesen Tag begeht Amerika als den höchsten
nationalen Feiertag. Historiker streiten allerdings darüber, ob die Unterschriften nicht erst am 2. August unter das Dokument gesetzt
wurden. von
Jens Korte
In diesem
Jahr könnte der 2. August in der Tat ein historischer Tag werden. Gelingt es dem Kongress
bis dahin nicht, eine Einigung
über die Anhebung der Schuldenobergrenze zu erzielen, dürfen
sich die USA vorerst kein frisches
Geld mehr leihen.
Der größten
Volkswirtschaft der Welt würden damit pro Sekunde über 40.000 Dollar fehlen. Wie soll
Benjamin Franklin vor 235 Jahren
gesagt haben: "Yes, we
must indeed all hang together, or, most assuredly, we shall all hang
separately." Zu Deutsch: Wir
müssen alle zusammenhalten, sonst hängen wir bald alle einzeln.
Grund zum Feiern
haben die US-Bürger eigentlich nicht. Der Arbeitsmarkt stagniert. Die Konsumenten sind
wegen der Joblage verunsichert. Der Schuldenberg wächst unaufhaltsam. Der Immobilienmarkt
kommt nicht in Schwung. Willst du wissen, wie es
um die USA in 20 Jahren bestellt
sein wird, dann fahr nach
Mexiko, macht
ein böser Scherz auf dem Parkett derzeit die Runde.
Gemeint ist,
dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinanderklafft. Schon heute erinnert
New York mit seinen vielen Straßenhändlern eher an ein Schwellenland
denn an eine Finanzmetropole. Hinzu kommen die marode Infrastruktur und die Unfähigkeit
der Politiker, bei drängenden Entscheidungen einen Kompromiss zu finden.
Sind die USA am Ende? Schwellenländer wie China, Indien oder
Brasilien erzielen deutlich höhere Wachstumsraten. Der brasilianische
Real hat seit der Finanzkrise gegenüber dem Dollar etwa 45 Prozent aufgewertet. Reiche Brasilianer kaufen sich massenhaft
in den Immobilienmarkt im Sonnenstaat Florida ein.
Diese Länder verfolgen aber vor allem ein Ziel: Sie wollen dahin, wo die USA längst sind. Bis die Lücke zwischen China und den USA geschlossen ist, wird noch viel Zeit vergehen. In Forschung und Entwicklung etwa werden die USA dieses Jahr dreimal so viel investieren wie China. Kampflos jedenfalls werden sich die Amerikaner nicht geschlagen geben. Daran wird sich das Land auch an diesem 4. Juli wieder erinnern.