Blase oder nicht - die Bank gewinnt immer

 

Leitartikel So langsam wird das Wachstum unheimlich: Nur ein halbes Jahr ist es her, da wurde Facebook auf rund 26 Mrd. Dollar taxiert. Und nun soll das soziale Netzwerk nach dem Einstieg von Goldman Sachs schon das Doppelte wert sein.

 

Das klingt, als entstünde da eine gigantische Facebook-Blase. Der Verdacht ist aber nur zum Teil berechtigt. Gewiss, im Verhältnis zum Umsatz von rund 2 Mrd. Dollar ist diese Rekordbewertung übertrieben. Zudem können die Nutzerzahlen nicht weiter so schnell steigen.

 

Allerdings: Anders als viele hoffnungsvolle, aber gescheiterte Firmen in der Dotcom-Blase 2000 hat Facebook ein funktionierendes Geschäftsmodell und macht Gewinn - durch Werbung und Erlöse aus Netzwerkspielen. Die Seite lockt zudem mittlerweile mehr Menschen an als Google . Eine Suchmaschine will ihre Nutzer schnell auf andere Seiten schicken - das soziale Netzwerk wurde dagegen zum Verweilen entworfen. Und ganz nebenbei entstehen dabei Nutzerprofile, die weit genauer und damit lukrativer sind als die von Google.

 

Vorerst wird sich das aber nur für den Investor Goldman Sachs  auszahlen. Die US-Bank bietet Anlegern eine Möglichkeit, bei Facebook einzusteigen, ohne dass das Unternehmen seine Unternehmenszahlen offenlegen muss - und kassiert dafür kräftige Provisionen.

 

Zudem darf das Institut nun erwarten, den Konzern eines Tages an die Börse bringen zu dürfen - und je höher der Börsenwert, desto höher die Gebühr.

 

Wenn allerdings 50 Mrd. Dollar oder mehr erlöst werden sollen, muss Facebook den Käufern schon eine gute Strategie anbieten, wie das Unternehmen die bisherigen Fantasien der Anleger verwirklichen kann: Der Konzern muss etwa eine Antwort darauf geben, wie er die noch weitgehend unerschlossenen Riesenmärkte Russland und China erobern will. Nur diese großen Länder bieten noch das Potenzial, damit die Nutzerzahlen weiter exponentiell wachsen.

 

Vor allem aber muss Facebook den Spagat hinbekommen, ein Großkonzern zu werden und zugleich innovativ zu bleiben. Viele andere Marktführer sind daran gescheitert. Gewiss, im Moment kann sich kaum jemand vorstellen, welche neue Idee das soziale Netzwerk zu Fall bringen könnte.

 

Das konnte sich aber einst bei Yahoo oder AOL auch niemand.