Ist Merkel die
NSA wichtiger als Pressefreiheit?
In der Welt der
Dienste, in der Abwehr von Terrorismus, geht es vor allem grau zu. Aber nicht
alles kann und darf auf dem Basar der Schlapphüte verhökert werden. Das
Grundgesetz schon gar nicht.
Ein
Lauschangriff auf das Handy der Kanzlerin, der Verdacht auf
Wirtschaftsspionage, abgehörte Bundesminister und Abgeordnete: Das
deutsch-amerikanische Verhältnis ist seit Langem schwer belastet. Es steht, um
mit einer amerikanischen Metapher zu sprechen, ein Elefant im Raum. Und dieser
Elefant ist die NSA.
An
die permanenten Enthüllungen über die Spionage- und Datensammelwut der
Amerikaner hatten sich die Akteure im politischen Berlin in letzter Zeit
beinahe achselzuckend gewöhnt. Doch was in den vergangenen Tagen ruchbar wurde,
geht sogar weit darüber hinaus. Sollte es tatsächlich eine groß angelegte
Bespitzelung der Redaktion des "Spiegel" gegeben haben, wäre das für
sich schon ein unverzeihlicher Angriff auf die Pressefreiheit.
Man
stelle sich vor, was in den USA los wäre, wenn es eine solche Attacke auf die
"New York Times" gegeben hätte: Es würden Köpfe rollen. In der Kritik
stehen jetzt aber nicht nur amerikanische Sicherheitsbehörden.
Das
Kanzleramt muss in deutschem Interesse handeln
Es
gibt zumindest starke Indizien dafür, dass man im Kanzleramt schon vor Jahren
geahnt haben muss, welche Freiheiten – und Frechheiten – sich US-Dienste in der
Bundesrepublik herausnehmen. Sollten hohe Mitarbeiter des Kanzleramtes
tatsächlich auf Betreiben der CIA missliebige Mitarbeiter in Berlin versetzt
haben? Das wäre ein fast beispielloser Skandal.
Dass
die USA ihre Interessen mit robusten Mitteln verteidigen und vertreten –
geschenkt. Völlig unakzeptabel wäre allerdings, wenn das deutsche Kanzleramt
freiwillig darauf verzichtet, deutsche Interessen zu wahren.
Die
Verteidigung der Pressefreiheit, die Wahrung von Recht und Gesetz auf deutschem
Boden liegt aber im ureigenen Interesse der Bundesrepublik. Unsere Regierung
und ihre Beamten haben darauf einen Eid geschworen.
Es
stimmt schon: In der Welt der Dienste, in der Abwehr von Terrorismus, geht es
nicht nur schwarz-weiß, sondern vor allem grau zu. Manches aber ist nicht
verhandelbar, nicht alles kann und darf auf dem Basar der Schlapphüte verhökert
werden. Das Grundgesetz schon gar nicht.