Die USA müssen ihre Wirtschaft reformieren

 

Amerikas Schwäche hat nicht nur etwas mit Chinas Währungstricksereien zu tun. Viele Probleme sind hausgemacht, es fehlen Jobs.

 

Von Jan Dams

 

Wieder einmal spielt die Welt verrückt. Zwei Jahre lang haben sich die Staatschefs und Finanzminister der größten Nationen dieser Welt alle Mühe gegeben, die Folgen der Finanzkrise gemeinsam in den Griff zu bekommen. Doch nun, wo die Weltwirtschaft wieder Fahrt aufnimmt und Deutschland schneller wächst als in den Jahren zuvor, kommen die Gemeinsamkeiten unter die Räder. Sogar von einem Währungskrieg ist auf einmal die Rede.

 

Ganz neu ist der Streit über den fairen Wert der Währungen aber nicht. Seit Jahren beklagen die Amerikaner, dass die Asiaten sich Exporterfolge erschleichen, weil sie ihre Währung, den Renminbi, künstlich billiger halten, als es der Wirtschaftskraft des Landes entspräche. Im Vergleich zu US-Konkurrenzprodukten werden Chinas Waren damit günstiger. Fast bei jeder internationalen Verhandlungsrunde in den vergangenen Jahren drangen die USA deshalb darauf, dass die Chinesen ihr Verhalten ändern müssten.

 

Die hohe Arbeitslosigkeit drückt auf die Stimmung

 

Dass es den USA nun aber nicht schnell genug geht mit der Währungsanpassung, dass sich die Weltmacht auch über die Exporterfolge Deutschlands ärgert, hat eine einfache Ursache. Amerikas Wirtschaft wächst zwar wieder, aber es entstehen keine Jobs. Die hohe Arbeitslosigkeit drückt in den USA auf die Stimmung. „It’s the economy, stupid“, lautet eine alte Weisheit. Deren Wahrheitsgehalt fürchtet Barack Obama. Denn bei den anstehenden Zwischenwahlen im November müssen seine Demokraten mit herben Verlusten rechnen. Ein Teil der kriegerischen Rhetorik ist diesem Datum geschuldet.

 

Allerdings gehen die Probleme viel tiefer. Amerikas Schwäche ist eben nicht in erster Linie Chinas mangelnder Fairness geschuldet, sondern der eigenen Schwäche. Der Niedergang der US-Automobilindustrie ist ein beredtes Beispiel dafür. Weite Teile der US-Industrie sind international kaum wettbewerbsfähig.

 

Will Amerika aus dieser Misere herauskommen, reicht es eben nicht, den Dollar im Vergleich zu anderen Währungen zu verbilligen. Das Land, einst berühmt für seine unglaubliche Flexibilität, muss seinen Arbeitsmarkt reformieren, es muss in Bildung und Infrastruktur investieren. Deutschland, trotz hoher Kosten ein erfolgreicher Industriestandort, macht derzeit vor, dass es funktioniert.