Obamas Nuklearstrategie ist
eine Revolution
Von
Clemens Wergin
6. April 2010
Präsident Barack Obama legt eine
neue Strategie zum Einsatz von Nuklearwaffen vor. Den Einsatz von Atombomben schränkt er deutlich ein.
Obama stellt klar,
dass das amerikanische Nukleararsenal der Abschreckung dient und keinem anderen Ziel. Es gibt
allerdings auch eine Kehrseite dieser weicheren Doktrin.
Barack Obamas
neue Nuklearstrategie ist eine
kleine Revolution. Waren
die USA bisher bewusst
ambivalent bei der Frage, auf welche Art von Angriffen auf Amerika oder seine Verbündeten mit einem nuklearen
Gegenschlag gerechnet werden müsste, so schränkt Obama dies nun ziemlich deutlich ein.
Die USA wollen
den Einsatz von Atomwaffen nur dann in Erwägung
ziehen, wenn auch der Gegner
über Nuklearwaffen verfügt oder wenn
er bewusst gegen den Nichtweiterverbreitungsvertrag
verstoßen hat – ein Hinweis auf Nordkorea und den
Iran. Obama stellt auch klar, dass
das amerikanische Nukleararsenal
grundsätzlich der Abschreckung dient und keinen anderen Zielen.
Es ist
einerseits zu begrüßen, dass der US-Präsident den Gebrauch von Atombomben sehr eng fasst und sie nur in absoluten
Extremsituationen einsetzen
will, nicht einmal der Abschreckung von chemischen oder biologischen Angriffen auf Amerika sollen sie mehr dienen.
Es gibt
allerdings auch eine Kehrseite dieser weicheren Nukleardoktrin: Der Preis für Angriffe
mit konventionellen, biologischen oder
chemischen Waffen auf Amerikas Verbündete, auf seine vitalen Interessen und die des Westens wird kleiner.
Und damit werden Kriege unterhalb der Nuklearschwelle auch "führbarer", weil aggressive Staaten nicht mehr
mit einer ultimativen amerikanischen Vergeltung rechnen müssen.
Der
Präsident setzt zwar darauf, nukleare
Abschreckung durch durchschlagskräftige konventionelle
Mittel zu ersetzen. Das
Problem ist nur, dass es
viele dieser Waffen bis jetzt
noch gar nicht gibt. Deshalb wird
die neue Doktrin all jene Verbündete in Problemregionen nervös machen, die sich bisher auf Amerikas atomaren Schutzschirm verlassen haben.