Gipfel der Ratlosigkeit

 

Kommentar von Eric Bonse

 

Es wird Zeit, die G8 in R8 umzubenennenfürRatlose acht“. Was US-Präsident Obama, Frankreichs Staatschef Hollande und Kanzlerin Merkel beim G8-Treffen in Camp David produziert haben, ist das Papier nicht wert, auf dem es steht. Plattitüden und Formelkompromisse sollen überdecken, dass sich die „Großen acht“ in keiner wichtigen Frage einig sind – und dass sie keinen Schimmer haben, wie die Eurokrise zu lösen sei.

 

Gewiss, das Treffen endete mit einem Punktsieg für Obama, seinen neuen Buddy Hollande und für die Freunde des Wirtschaftswachstums. Das Wort Wachstum durchzieht die Schlusserklärung wie ein roter Faden, Merkels Spardogma ist gebrochen. Zudem haben es Hollande und Italiens Regierungschef Monti fertiggebracht, den EU-Sparkurs aufzuweichen. Künftig sollen beim Defizitabbau nationale Besonderheiten berücksichtigt werden, die Zeit des Kürzens mit dem Rasenmäher geht zu Ende.

 

Doch die akuten Probleme der Eurozone bleiben ungelöst. Was wird aus Griechenland? Was aus den spanischen Banken? Was, wenn die Bürger in den Krisenländern endgültig das Vertrauen verlieren und die Konten plündern, wie in Athen geschehen? Wie kann sichergestellt werden, dass die Ratingagenturen die Ruhe bewahren, statt die Krisewie letzte Wochemit immer neuen Herabstufungen anzuheizen?

 

Die meisten dieser Fragen wurden in Camp David nicht einmal angesprochen. Die Herrschaft der Märkte war ebenso wenig ein Thema wie der Run auf die Banken. Und Griechenland wurde auch nicht gerettet, der Rausschmiss aus dem Euro ist nach Camp David sogar wahrscheinlicher geworden. Denn in dieser Frage setzte sich Merkel durch: Nur wenn die Griechen das Spardiktat schlucken, sollen sie den Euro behalten dürfen.

 

Die Wahl in Athen am 17. Juni wird so zur Schicksalswahl. Wie es dann weitergeht, das haben die G8 nicht gesagt. Das Treffen der Ratlosen acht hinterlässt vor allem: Ratlosigkeit.