Auch so kann man Minister werden

Obama holt sich die besten Köpfe ins Kabinett. Das wäre für Österreich auch mal eine Variante.

 

CHRISTIAN ULTSCH (Die Presse)

 

Das ist auch eine Möglichkeit, eine Regierung zu bilden. Barack Obama, der neue US-Präsident, hat sich für eine naheliegende und doch selten angewandte Methode entschieden: Er holt einfach die besten Köpfe, die von der Materie, mit der sie es im Kabinett zu tun haben werden, auch etwas verstehen.

 

Bestes Beispiel ist Timothy Geithner. Der neue US-Finanzminister hat nicht nur Chinesisch studiert, er war zuletzt Chef der New Yorker Notenbank und davor Sektionschef im Finanzministerium. Handelsminister wird Bill Richardson, der sich Meriten als Energieminister verdient hat. Verteidigungsminister könnte der republikanische Amtsinhaber Robert Gates bleiben, und zwar einfach deswegen, weil er seine Sache gut macht.

 

Natürlich umgibt sich der neue US-Präsident auch mit vertrauten Personen und frühen Förderern. Dennoch ist beeindruckend, welche Kaliber Obama neben sich duldet, darunter, als Außenministerin, auch eine Rivalin wie Clinton.

 

Noch weiß keiner, ob Obamas Allstar-Mannschaft harmoniert und die richtige Richtung einschlägt. Anfangs imponierte auch Bush, als er Profis wie Colin Powell, Dick Cheney oder Donald Rumsfeld anheuerte. Von diesem nicht unwichtigen Vorbehalt abgesehen: Könnte bitte auch mal ein österreichischer Bundeskanzler auf die Idee kommen, ein Team der besten Köpfe zusammenzustellen? Proporz-amateurtruppen nach Maßgabe der höheren Bünde- und Bundesländermathematik hatten wir genug. (S.7)

 

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