Wenn die USA mit Feinden reden

 

CHRISTIAN ULTSCH (Die Presse)

 

Wer wie Barack Obama mit dem Iran verhandeln will, muss nicht unbedingt ein Naivling sein.

 

Richard Nixon flog 1972 nach Peking und traf den chinesischen Massenschlächter Mao Zedong, Ronald Reagan setzte sich 1985 mit dem Generalsekretär des sowjetischenReichs des Bösen“, Michail Gorbatschow, an den Tisch. In der jüngeren Geschichte gab es immer wieder republikanische US-Präsidenten, die mit ihren Feinden gesprochen haben. Auch George W. Bush, der gerne als beschränkter Schwarzweißmaler dargestellt wird, hat das getan und sowohl mit Libyen als auch mit Nordkorea Vereinbarungen erzielt.

 

Es ist vor allem Wahlkampfrhetorik, wenn der demokratische Präsidentschaftskandidat Barack Obama nun als Weichei verunglimpft wird, weil er mit Irans Führung reden will. Eine Normalisierung der US-Beziehungen zum Iran könnte helfen, ein atomares Wettrüsten in Nahost zu verhindern und die Region zu stabilisieren. Natürlich wäre es naiv, von einem Dialog Wunder zu erwarten. Gespräche können missbraucht werden, um Zeit zu gewinnen. Umgekehrt hat die harte Tour die Mullahs bisher auch nicht vom Atom-Trip runtergeholt.

 

Wer mit dem Iran verhandeln will, muss nicht gleich die Neuversion des Münchner Abkommens anstreben. Der Appeasement-Vorwurf ist nicht stichhaltig. Churchill meinte, Appeasement betreibe, wer ein Krokodil füttere, um als letzter gefressen zu werden. Die USA und Israel aber haben eine Keule in der Hinterhand, um dem iranischen Krokodil notfalls aufs Haupt zu schlagen. (Bericht: Seite 10)