Die USA sind der einzige
Garant für Freiheit
VON
ALEXANDER GRAU
MAI
2014
Anlässlich Merkels
Obama-Besuch wird in
Deutschland wieder der Antiamerikanismus wach. Dabei sind die USA die einzige Schutzmacht für jeden Freiheitsliebenden
dieser Welt
Noch nie war das deutsch-amerikanische Verhältnis nach dem 2. Weltkrieg
schlechter als heute. Soweit sind
sich die meisten Kommentatoren einig. Und auch über die Ursachen
dieser Verstimmung herrscht weitgehend Konsens: die Präsidentschaft von
George W. Bush, Afghanistan, der Irak-Krieg
und natürlich die NSA-Affäre.
Das alles habe, so die mehr oder minder übereinstimmende mediale Meinung, das Vertrauen der Deutschen in die Vereinigten Staaten nachhaltig erschüttert. Aller anfänglichen Begeisterung für Präsident Obama zum Trotz.
Doch diese Analyse greift zu kurz und beruht
auf Augenwischerei. Die deutschen
Vorbehalte gegen die USA sind älter und reichen tiefer. Der neue Antiamerikanismus
ist ein alter Antiamerikanismus. Seine Grundlagen
sind weder NSA noch George W. Bush oder Ronald
Reagan, sondern die politische
Romantik des 19. Jahrhunderts,
ihre Aversionen gegen die westliche Zivilisation, gegen die individualisierte Massengesellschaft,
die Technisierung aller Lebensbereiche und den kalten Zweckrationalismus des modernen Kapitalismus.
USA
als Sitz des „internationalen Finanzjudentums“
Die
Niederlage im 1. Weltkrieg sorgte dafür, dass diese
antiaufklärerischen und antiwestlichen
Strömungen in Deutschland nicht
nur die akademischen und feuilletonistischen Diskurse beherrschten, sondern zunehmend auch die politische Auseinandersetzung.
Die USA wurden zum politkulturellen Gegenentwurf stilisiert, zur undeutschen Heimstatt einer alles zersetzenden
Moderne, eines rücksichtslosen Finanzkapitalismus
und zum Sitz des „internationalen Finanzjudentums“.
Dass die USA, wie Umfragen zeigen, nirgendwo in Europa unpopulärer sind als in Deutschland, ist jedoch ein Ergebnis
des 2. Weltkrieges. Bombenkrieg
und bedingungslose Kapitulation
stürzten die Deutschen in eine hoch ambivalente
Gefühlsgemengelage. Denn zumindest in West-Deutschland war man sich
bewusst, dass das Eingreifen der Amerikaner in den Krieg Deutschland zugleich
vor dem Schlimmsten
bewahrt hatte – der totalen Niederlage
gegen die Sowjetunion. Dementsprechend dankbar war man unmittelbar nach dem Kriegsende. Marschallplan und Wirtschaftswunder
taten dann ein Übriges – zumindest
oberflächlich.
Schwelender Hass entlud
sich in den 68ern
Doch wie das manchmal so ist: Was die Elterngeneration unterschwellig denkt, sich aber
nicht zu auszusprechen wagt, das formulieren die Kinder umso deutlicher. Und so waren es die 68iger, denen es vorbehalten blieb, den latent schwelenden
Hass gegen Amerika zu artikulieren.
Man
muss kein großer Psychologe sein, um in den wütenden Protesten gegen die Bombardements Vietnams auch eine Übertragungsleistung
und einen Entlastungsversuch
zu sehen. Wer aus historischen
Gründen nicht gegen die Zerstörung Deutschlands demonstrieren durfte oder wollte,
dem bot sich
in Fernost eine scheinbar unverdächtige Projektionsmöglichkeit.
Narzisstische Kränkung
Der zeitgenössische
deutsche Antiamerikanismus ist
psychologisch vor allem das Produkt einer tiefen narzisstischen
Kränkung. Deren Ergebnis ist eine
ausgeprägte antiamerikanische
Neurose, die dazu führt, dass man sich hierzulande zwanghaft mit allen
angeblichen Opfern amerikanischer Aggression und amerikanischen
Dominanzstrebens solidarisiert.
Dass dies zu bizarren Solidaritätsbekundungen mit den widerwärtigsten Autokraten dieser Welt führt, sei dies nun Saddam
Hussein, Baschar al-Assad oder
Wladimir Putin, bestätigt diese These nur auf besonders unangenehme Weise.
Und
so ist es kein Zufall, dass
seit den 70er Jahren ein mehr oder
minder unverhohlener Antiamerikanismus
wieder zum guten Ton in Deutschland gehört –
und sei es, dass man sich symbolisch
über die amerikanische
Fast-Food-Kultur echauffiert,
über Disney, McDonalds und Hollywood.
NSA,
George W. Bush, Ronald Reagan, Richard Nixon – sie lieferten immer nur den Vorwand, um alte Reflexe zu
mobilisieren und unerschütterliche
Einsichten zu bestätigen. Wer die antiamerikanischen Ressentiments
in Deutschland auf die Politik der
USA zurückführt, verwechselt
Ursache und Wirkung. Es ist der antiamerikanische
Zerrspiegel, der dafür sorgt, dass
alles, was Amerika macht (oder lässt),
als Ausdruck yankeehafter Skrupellosigkeit oder amerikanischen Banausentums wahrgenommen wird – vorzugsweise als Mischung aus
beidem.
Amerika steht aus deutscher Sicht
für so ziemlich alles, was hierzulande verpönt ist: Individualismus,
Selbstverantwortung, Staatsskepsis,
Kapitalismus. Der Kern des deutschen Antiamerikanismus ist jedoch die Idee der Freiheit.
Dass sie Konkurrenz mit sich bringt statt
wohliger Gemeinwirtschaft
und Dissens statt kuscheligem Konsens, ist aus deutscher
Sicht schon schlimm genug. Dass man sie aber
zur Not auch verteidigen muss, und sei es mit unschönen
robusten Mitteln, sprengt nicht nur
die deutsche Vorstellungskraft, sondern
trifft sie an ihrem wundesten Punkt.
Und
so haftete den deutsch-amerikanischen
Freundschaftsbekundungen, wie
wir sie auch
in diesen Tagen wieder erleben werden, häufig etwas Zwanghaftes an. Zumindest aus deutscher
Sicht waren sie von Anfang an aus schierer Not geboren. Aus diesem Grund hat man daher bald nach dem 2. Weltkrieg
nach Auswegen aus der Abhängigkeit
von den USA gesucht.
EU
kann sich nicht selber schützen
Die
naheliegendste Lösung war eine Allianz mit dem ebenfalls staatsverliebten
und latent antiamerikanischen Frankreich.
Es folgten konsequenter
Weise Élysée-Vertrag, EG
und EU. Die Europäische Union ist
letztlich ein Produkt pankarolingischen Animositäten gegen die USA. Insofern war die Äußerung der US-Diplomatin Victoria Nuland („Fuck the EU“) durchaus verständlich.
Doch dummerweise ist die EU nicht einmal in der Lage,
sich selber zu schützen, geschweige
denn, in ihrem geopolitischen Vorfeld wirksam zu agieren.
Dafür fehlen der politische Wille, die wirtschaftliche Potenz und – vor allem – die militärische Macht.
USA
als unabdingbare Schutz- und Trutzmacht der Freiheit
Wie gefährlich daher eine militärische,
wirtschaftliche oder politische Schwäche der USA ist, durften
wir in den letzten Monaten verfolgen. Die Ereignisse in der Ukraine sind auch das Ergebnis
eines machtpolitisch unbeholfenen Lavierens unter Präsident Obama. Nicht nur Syrien
hat Putin gezeigt, dass die
momentane Regierung der USA bestenfalls zögernd bereit ist, ernsthaft für die von ihr proklamierten Werte einzustehen. Zumindest mit Blick auf die Ukraine haben die USA jedoch, wenn auch etwas
spät, in die Rolle der Führungsmacht der westlichen Welt zurückgefunden. Dass es genau diese
wieder gefundene Standfestigkeit ist, die den Deutschen die USA einmal mehr suspekt macht
und den durchschnittlichen Wohlstandsdeutschen
mit Verständnis und Sympathie auf den kriminellen Autokraten Putin schauen lässt, bestätigt die deutschen Psychopathologien einmal mehr.
Doch machen wir uns nichts
vor. In letzter Konsequenz hat jeder freie Mensch auf dieser Welt nur eine Schutz- und Trutzmacht: die Vereinigten Staaten von Amerika. Wer das bezweifelt, mag sich unter
die Obhut Russlands oder Chinas begeben, deren Geheimdienste im Übrigen auch
nicht anders agieren als die amerikanischen. Nur eines wird in Deutschland gerne vergessen: Wenn zwei das gleiche
tun, ist es immer noch
nicht dasselbe. Und in letzter Konsequenz sind Amerikas Macht
und Amerikas Stärke der einzige Garant
für alles, was uns lieb und teuer
ist.