Deutschland-Fans
verwandeln Kudamm in einen Hexenkessel
Deutschland
siegt - und Berlin feiert: Hunderttausende sahen auf der Fanmeile das Spiel gegen die USA. Die Party nach Abpfiff ging bis
in die Nacht - mit einem Autokorso am Kudamm und Feuerwerk.
Für die Fanmeilen-Besucher
in Berlin lohnte sich das Durchhalten. Nach 45 Minuten torloser erster Halbzeit der deutschen Mannschaft
gegen die USA entlud sich ein längeres
Gewitter über dem Brandenburger Tor.
Eine knappe halbe Stunde später
konnte sich am Donnerstagabend endlich Begeisterung unter den
Deutschland-Fans breitmachen: Thomas Müller traf per Nachschuss und in Berlin jubelten
durchnässte Besucher und schwenkten Fahnen und Schirme.
Auch wenn im Lauf des Abends
viel schwarz-rot-goldene Schminke im Regen zerlief,
überwogen Freude und Euphorie. 30.000 bis 40.000 Fußball-Anhänger feierten den Sieg der deutschen
Nationalmannschaft und den Einzug
als Gruppenerster in das Achtelfinale am Montagabend. Mit dem Schlusspfiff
flogen Arme, Fahnen und Regenumhänge in die Höhe. Die Fans klatschten, pfiffen und tanzten auf der Straße des 17. Juni.
Manche von ihnen machten sich auch
auf Richtung Kurfürstendamm,
wo sich wieder
ein Autokorso formierte. Unzählige Fahrzeuge kurvten hupend durch die City West. Am Kranzler-Eck bejubelte eine fahnenschwenkende Menge den Erfolg von Jogi Löws Team. Am Abend zündeten die Fans Bengalos und andere Feuerwerkskörper. Die Polizei sperrte daraufhin den Kudamm ab. Gegen 22.30 Uhr hatte sich
die feiernde Menge verflüchtigt.
"Kein perfektes Spiel, aber toll, dass wir weiter sind"
Auf
der Fanmeile im Tiergarten tummelten
sich Menschen aus ganz Deutschland, dazu kamen Touristen
aus Europa und auch einige USA-Fans, die ihre Flagge schwenkten.
Schüler aus Frankfurt/Main nutzten ihre Klassenfahrt
nach Berlin, um neben dem offiziellen Kultur- und Politikprogramm die Fanmeile zu besuchen.
"3:0, ist doch keine Frage, wer
heute den Sack zu macht", verkündete einer von ihnen etwas zu selbstgewiss
vor dem Spiel. Nachher sagte ein
Schüler aus Berlin: "Kein perfektes Spiel, aber toll, dass wir weiter sind."
Passend zum WM-Lied
"Wir sind die schwarz-rot-goldene
Generation" präsentierten die deutschen Fans in ihrem Outfit große Vielfalt, besonders bei den Kopfbedeckungen. Neben Mützen und Hüten trugen junge Männer
und Frauen auf ihren Köpfen
Perücken, Piratentücher, kleine Sonnenschirme, nachgemachte oder echte Irokesenfrisuren, Blumenkränze und Fähnchen – alles in den deutschen Farben.
Andere holten sich Ganzkörperschmuck in einem Container, wo Sprühpistolen knapp bekleidete junge Menschen in einen Farbnebel hüllten. Stolz zeigten sie
sich danach ihren Freunden leicht verschmiert, aber schwarz-rot-gold vom Kopf bis zu
den Turnschuhen.
Veranstalter der Fanmeile zeigt sich zufrieden
Zufrieden mit den ersten drei Spieltagen
zeigte sich auch der Veranstalter
der Berliner WM-Fanmeile,
Willy Kausch. "Es war ja
eher ruhig bis jetzt, aber
die Stimmung war gut", sagte
Kausch. "Auch heute hat es sich
den ganzen Tag über gut entwickelt, und wir sind zufrieden mit den Besucherzahlen. Schon am Nachmittag gingen hier Tausende
über die Meile." Kausch veranstaltete neben den Fußball-Fanmeilen der vergangenen Jahre auch die Silvesterfeiern am Brandenburger
Tor.
Der Staatssekretär
in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Christian Gaebler (SPD), äußerte sich ebenfalls
positiv. "Es gab keine
Probleme, aber das ist ja hier
auch professionell und mit viel Erfahrung
organisiert." In der Vorbereitungsphase hatte es lange Debatten
um den richtigen Sicherheitszaun
um die Fanmeile und weitere
Details gegeben. Zeitweilig
schien das Projekt in Gefahr.
Von
Sonnabend an mit Beginn der Achtelfinal-Spiele
ist die Fanmeile zu allen Spielen
geöffnet. Bei den bisherigen Spielen versammelten sich jeweils einige zehntausend Besucher auf dem 30.000 Quadratmeter großen Abschnitt der Straße des 17. Juni im Tiergarten.