Anders Breivik, Europas Osama Bin Laden

 

25. Juli 2011

 

Anders Breivik ist Europas Osama Bin Laden. Auf 1516 Seiten fabuliert er sich eine eingebildete Bedrohung Europas durch "den Islam" zusammen und ermordet anschließend Christen, die auch Hindus oder Buddhisten oder Atheisten hätten sein können - darauf kam es ihm offenbar dann nicht an.

 

Es kam ihm aufs Morden an, nicht auf die Bibel, obwohl er sich Tempelritter nannte. Die christliche Botschaft wäre ihm hinderlich gewesen bei seinem Bedürfnis nach Selbsterhebung in den eingebildeten Adelsstand eines tötenden "Retters". Die eine Milliarde Moslems, die keine Terroristen sind, die Millionen Moslems, die friedlich in Europa leben, ignoriert er. Moslems, das darf man unterstellen, hat Breivik nicht als Mitmenschen oder Freunde, sondern nur als von ihm selbst entworfene Karikatur gekannt.

 

Osama Bin Laden war genauso. Er sagte einmal, die Christen, besonders die Amerikaner, hätten Millionen Moslems umgebracht. Deshalb müsse man nun eben mehrere Millionen Christen umbringen, damit wieder Gleichheit herrsche. Bin Laden sagte das, als der Westen, besonders die USA, Moslems auf dem Balkan militärisch schützten, in islamischen Ländern Katastrophenhilfe leisteten, und Palästinas Wunsch nach einem lebensfähigen Staat unterstützten. Anschließend ließ er Christen, Hindus, Buddhisten und meistens Moslems umbringen. Es kam ihm aufs Morden an, nicht auf den Koran.

 

Für solche Wahnsinnigen gibt es keine einzelnen Menschen mit ihrem Glück, ihren Gefühlen, ihrer Wandelbarkeit und ihrer Tragik. Jemand wie Breivik gibt vor, dass jedes Kind einer moslemischen Familie automatisch ein Feind werde. Breivik und Osama können sich nicht vorstellen, dass es Menschen gibt, die ohne Hassgefühle aufwachsen und leben, weil Breivik und Osama selber unfähig waren, ohne Hass zu existieren. Aus Ressentiments langsam entstanden und stetig verdichtet, löscht dieser Hass Gefühle wie Lebensfreude, den Willen zu Toleranz, den Glauben an das Gute und die Bereitschaft zur Selbstbescheidung aus. Solche Empfindungen und Motive erfordern sehr viel mehr Anstrengung, sehr viel mehr Mut und sehr viel mehr Geduld, als einfach nur primitiv zu hassen. Hass ist bequem. Schuld sind immer die anderen. Die meisten Hasser haben im Leben wenig zustande gebracht, weil sie die Anstrengung scheuten, an das Gute glauben und selber etwas konstruktiv schaffen zu wollen. Die Schuld für eigenes Versagen suchen sie bei anderen, und zwar als Gruppe, denn sie scheuen es, sich mit einzelnen anderen Menschen zu vergleichen und sich so der eigenen Persönlichkeit stellen zu müssen. Um ihren Hass zu rechtfertigen, sind sie zu erstaunlichem Einsatzwillen fähig. Aber nur, um die eigene Leere durch Größenwahn zu verdrängen und sich als eingebildete Vollstrecker zu fühlen.

 

Eine offene Gesellschaft beginnt mit Offenheit gegenüber sich selbst, mit Ehrlichkeit gegenüber eigenen Fehlern, und dem Blick auf andere ohne Ressentiments. Das mögen auch die bedenken, die mit dem Thema Islam politisch zu Felde ziehen, als gebe es eine Art angeborener, unheilbarer Kollektivschuld. Es gibt sie nicht, und es ist sehr gefährlich zu unterstellen, als sei es doch so.