Obama-Manie in Namibia
Vom
21.01.2009
Seit gestern funkelt
ein neuer Stern am Himmel: Barack Obama ist Präsident der Vereinigten
Staaten. Und irgendwie scheint es in diesen
Tagen so, als sei er auch
der Präsident der ganzen Welt.
Selten, nein, wahrscheinlich nie haben sich
Menschen rund um den Globus so begeistert hinter einen Mann gestellt, der seit gestern
eines der wohl schwersten und vielleicht auch unangenehmsten Ämter der Welt innehat. Selbst Namibia bleibt von der Euphorie nicht
verschont. Obama verdrängt lokale Themen von Zeitungs-Titelseiten, schon nach der Wahl im
November flippte hierzulande
das Volk aus und sprach von
„unserem“ Sieg. Ach ja? Ich wusste
gar nicht, dass wir mitgewählt haben, dass Namibia auf Obamas Wahlagenda stand, dass wir persönlich
und als Land irgendetwas
von Präsident Obama haben werden. Dass er
in seiner Amtszeit nach
Namibia kommt, ist nahezu ausgeschlossen.
Keine Frage, Obama ist ein toller
Kerl. Frisch, jung, sexy, mitreißend. Schön anzuschauen. Er verkörpert den Aufbruch, den Wandel. Und der kann nie schaden.
Der gute Mann muss jetzt aber auf Vorschusslorbeeren sitzen, die ihm ganz schön
in den Allerwertesten pieken
könnten. Geschafft hat er noch nichts
als Präsident. Obama selber ist wohl
noch der gelassenste, warnte vor überhöhten Erwartungen und vor einer Reduzierung seiner Person
auf „schwarz“. Genau das scheint aber hierzulande
zu passieren.
Warum diese Obama-Manie in Namibia? Sicher wegen der Hautfarbe,
denn neue Präsidenten in anderen Großmächten wie Russland oder China bringen in Namibia niemanden aus dem Häuschen.
Selbst Wechsel an der Staats- oder
Regierungsspitze Südafrikas
werden hier nicht annähernd so prominent verfolgt. Vielleicht ist Barack Obama deshalb so populär, weil wir
in den Reihen unserer Politiker niemanden haben, der ihm
das Wasser reichen könnte – sei es
hinsichtlich seines Charisma, seiner Massenwirkung, seiner neuen Ideen, aber auch
seiner Fähigkeit, Grenzen zu überwinden.
Denn genau das macht ihn besonders:
Obama will kein Exklusiv-Präsident
für die Schwarzen, sondern für alle
Amerikaner sein. Mancher in Namibia wird das nicht gerne hören
wollen. Aber erst, wenn Namibia einen (jungen) weißen Präsidenten bekommen und ihm das ganze Volk zujubeln würde, dann hätten
wir Obamas Idee verstanden und durchgesetzt.
Von Doro Grebe